Rudolf May: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs 2022
- 2
- Silvaner 100%
- 5
- weiß, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2026–2042
- Verpackt in: 6er
- 9
- voll & rund
- exotisch & aromatisch
- 3
- Lobenberg: 96–98/100
- Suckling: 96/100
- Vinum: 96/100
- Weinwirtschaft: 18+–18,5/100
- 6
- Deutschland, Franken
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Weingut Rudolf May, Im Eberstal 1, 97282 Retzstadt, DEUTSCHLAND
Silvaner Rothlauf Großes Gewächs 2022
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Lobenberg: Rothlauf ist eine der Toplagen von May. Der Weinberg ist über 50 Jahre alt und stehen auf Muschelkalk. Ertrag um die 25 Hektoliter auf dem Hektar, also sehr gering. Die Beeren sind großer als im Himmelspfad, weil es schon etwas mehr Schub vom Boden gibt. Auch die Stöcke sind gewaltig, haben sogar Jancis Robinson schon zutiefst beeindruckt bei ihrem Besuch bei Mays. Rudolf hat den Weinberg in 2009 übernommen. Die Weinbergsarbeit geschieht bei May nach Bioland-Zertifizierung. Der Ausbau zu 70 Prozent in Stückfässern aus heimischer Spessart-Eiche mit langem Hefelager, der Rest liegt im Betonei. Die Nase zeigt etwas mehr pikante Frucht als die des steinigen Himmelspfad, Bergamotte und Mandarine, auch Orangenöl und etwas Thymian. Der Rothlauf hat diese famose innere Dichte, diese Ruhe, mit der er ganz geschmeidig dahingleitet. Aufregend bleibt er aber, denn die Säurespur ist noch pikanter und salziger als im Himmelspfad. Auch in diesem superheißen Sommer ist der Wein schlank, fein und elegant, zeigt keinerlei Wucht oder Üppigkeit. Im Nachhall kommen auch immer mehr dunkle Beeren, Cassis, Blaubeere, weißer Pfirsich. Dieser dunkle Touch gibt ihm schon eine gewisse Dramatik. Ausgewogen, lang und fast zart in seinem ruhigen Fluss. Wer Silvaner liebt, sollte stets ein paar gereifte Jahrgänge Rothlauf im Keller haben, denn das ist einer der größten Silvaner Deutschlands. 96-98/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
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Suckling über: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs
-- Suckling: A unique GG that has more in common with great dry rieslings grown on the same red sandstone soil type than with any other silvaners thanks to its deep wild berry and herb character. Also notes of Amalfi lemon peel and flint. Mouthwatering wet stone minerality and zesty acidity gives the very long finish plenty of drive. Excellent aging potential. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap. 96/100
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Vinum über: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs
-- Vinum: Komplexe Nase, viele Kräuternoten – Melisse, Zitronenthymian, Verbene – dazu Zitrus, Grapefruit. Ähnliches Bild im Mund, packende Würze, Salz, Koriander, und knackige, zitrische Komponeneten. Fast durchscheinend, trotzdem ungemein dicht, engmaschig. Feinster Gerbstoff, wie poliert, füllt den ganzen Mund und ist dabei vollkommen frisch. Langes, mineralisch geprägtes Finish. 96/100
Weinwisser über: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs
-- Weinwisser: Komplexer Duft mit zart steinig- mineralischen Noten, fein und ziseliert, interessante würzige und rauchige Anklänge, die an Feuerstein erinnern. Im Mund straff gewoben mit pikantem Kern, sehr trocken, fast schon herb, ungemein dicht und engmaschig arrangiert, saftige Pikanz, kommt ganz ohne Frucht aus, ein Hauch von Mandarine, rassig, eng verwoben, eine Mischung aus Burgund und Loire. Bravo! 18+-18.5/20
Rudolf May
Rudolf May aus dem kleinen Winzerörtchen Retzstadt, nördlich von Würzburg, ist ein ruheloser Geist und als Mensch doch in sich ruhend. Immer auf der Suche nach den kleinen Veränderungen, die seine Arbeit perfektionieren. Aber alles in Einklang mit der Natur – wie seine Bio-Weine.