Lobenberg: Der Schlossberg ist die wärmste Lage von Fürst. Süd-, Südwestexposition, also sehr warmer Nachmittag. Extrem viel Trockenmauern. Terrassen mit teilweise nur zwei Reihen, manchmal sogar nur eine. Alles Handarbeit. Wie an der Terrassenmosel, nur hier keine Einzelpfahlerziehung, sondern Drahtrahmen. Diese heißeste Lage der Spätburgunder von Fürst ist gleichzeitig aber nicht die drückendste, sondern die femininste, die zarteste Pinot-Noir-Anlage, weil die Weine eher etwas milder ausfallen. Die Weine sind auch weniger wild. Wie alles steht auch der Schlossberg auf reinem Buntsandstein. Reiner Fels mit etwas Verwitterungsauflage. Der Schlossberg stammt nicht aus Bürgstadt, sondern der Nachbarsgemeinde Klingenberg. Es gibt nur 1,3 Hektar, alles mit französischem Klon bestockt. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer »Vormazeration«, das ist im Grunde keine richtige Kaltmazeration. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Der Schlossberg bekam in 2023 annähernd 100 Prozent Ganztrauben-Anteil in der Gärung. Unfiltrierte Abfüllung nach Ostern 2025. Nach dem Blockbuster 2022 kommt 2023 mit einer etwas filigraneren und minimal schlankeren Ausrichtung an. Die typische Rotbeerigkeit der Lage wird in 2023 auch vom heller getönten Jahrgangscharakter verstärkt, alles tanzt und spielt in diesem Wein. So ruhig und geschliffen die Nase wirkt, so vibrierend und saftig ist der Mundeintritt. Würzig-herbale Kirschfrucht, Sauerkirsche und Herzkirsche in Tateinheit, darüber Graphit und schwarze Teeblätter, roter Pfeffer und ganz feiner Rauch. Der 2023er Schlossberg wirkt in seiner Art schon eine gute Ecke kühler als der duftig-dichte 2022er, der blumiger war. Der 2023er hat eine feine grünlich-reduktive Spannung, die sich so kühl und verschließend über den Wein legt, dass er sich wohl im Schneckentempo entwickeln wird. Der Centgrafenberg ist eine wahre Charmeoffensive im Jungstadium, der Schlossberg lässt neben seiner rotfruchtigen Vibration auch noch ein paar Geheimnisse offen und ist mehr in sich verwoben und fest. Er wird immer zwingender und packender im Glas, behält aber seine agile Frische stets aufrecht. Gigantisches Potenzial, das hätte ich derartig gar nicht erwartet in 2023. Ein kühler, saftiger Steinwein, der noch nicht alles, aber bereits viel seiner wunderschönen Frucht aufblitzen lässt.