Lobenberg: Der Bürgstadter Berg zieht sich ins Erftal hinein, was ein kühleres Seitental des Maintals ist. Das kleine Flüsschen zieht sich vor Centgrafenberg und Hundsrück entlang. Hier ist es kühler als am Hang in Klingenberg. Dieser Wein kommt komplett aus Hanglagen. Fürst arbeitet bei den Spätburgundern mit einer »Vormazeration«, das ist allerdings keine Kaltmazeration im eigentlichen Sinne. Die unentrappten, völlig intakten Trauben werden in die Bütt gelegt und mit Kühlplatten auf eine niedrigere Temperatur gebracht, dass sie nicht so schnell in die Gärung schießen. Danach wird das möglichst vorsichtig Entrappte darüber geschichtet, aber nicht angequetscht. Dann wird die Kühlung entfernt und Stück für Stück beginnt die Gärung. Es wird die ersten acht bis zehn Tage überhaupt nicht gestampft, d.h. wir haben eine Vergärung in der teilweise ganze, intakte Beeren heile verbleiben bis zur Pressung. Zwischendurch wird dann allerdings auch mit einem Stößel untergestoßen. Wir haben also eine Kombination aus teilweiser Maceration Carbonique innerhalb der Beeren und gleichzeitig einen oxidativeren Ansatz. Das gibt eine größere Vielschichtigkeit und eine größere Fruchtstärke. Über 60 Prozent Ganztrauben in der Ersten Lage. Der Unterschied von der Ersten Lage zum Bürgstadter Ortswein ist, dass dieser Wein hier nur aus den Grands Crus von Bürgstadt stammt. Und das spürt man definitiv, denn wenn man die Range von unten hoch probiert wird es hier jetzt richtig intensiv – aber vor allem eines: sehr fein. Im Burgstadter Berg gibt es nichts mehr Rustikales, alles ist seidig und total reif. Eine wunderschöne, kühle Frucht. Der Bürgstadter Erste Lage hat eine so seidige Tiefe, fächert schon im Duft atemberaubend auf. Ich liebe die Eleganz des 2023ers, das ist für diesen Preis wirklich ein Wein, der in seiner Anmutung den GGs auf dem Fersen ist. Eine wundervoll geschliffene, elegante Beerenfrucht, saftig und feingliedrig, schwarze und rote Johannisbeere, dunkle Himbeere, frische Erde, ätherische Frische, fast ein bisschen Orangenschale. Da ist wahnsinnig viel Wein im Glas. Selbst die Erste Lage wird eine Dekade im Keller überstehen mit dieser rappigen Frische. 2013, 2019 und 2022 sind in einer Reihe der grandiosesten Spätburgunder-Jahre für mich – und dann kommt 2023 und ist bei diesem Wein absolut auf Augenhöhe, das hätte ich nie, nie, nie geglaubt, aber es ist so. Irre!