Riesling Ölberg Großes Gewächs 2021

Schätzel: Riesling Ölberg Großes Gewächs 2021

VDP

Zum Winzer

95–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2050
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97+/100
Falstaff: 94/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Ölberg Großes Gewächs 2021

95–97+
/100

Lobenberg: Ein Wein vom Rotliegenden. Eisenhaltiger Ton-Schiefer am „Roten Hang“, alles biodynamische Handarbeit, Dichtpflanzung und teilweise sogar Einzelpfahl. Die Triebspitzen werden kaum geschnitten, gerade in warmen Jahrgängen, um noch mehr Beschattung zu bekommen. Alles Anfang der 1980er gepflanzt, also an die 40 Jahre alt jetzt. Der Ölberg ist eine reine Südlage, da muss Kai immer extrem aufpassen, dass die Schalen nicht zu viel Sonne abbekommen. Kai sagt, wenn die Trauben Sonnenbrand bekommen, verwendet er sie nicht mehr für die GGs, weil es ihm zu birnig und breit im Aroma wird. Deshalb arbeitet er mit extrem starker Beschattung durch die Laubwand. Abgepresst und mit Dreck und Speck, also dem gesamten Trub, spontan im Stückfass vergoren. Modell „schmutziger Kai“, das ist mutig und groß. Es ist hier nur ein ganz kleiner Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Naturwein, hier sind einige komplett ungeschwefelte Fässer drin. Die Nase kommt auf der einen Seite etwas wild und schätzelig, auf der anderen Seite extrem geradlinig und kontrolliert rüber. Viel Nasses Gestein, Quitten- und Birnenschale, ein Duft nach warmem Sommerregen, glockenklar und dennoch mit einer dunklen Würze im Kern. Der Mund kracht, er kracht richtig. Der Ölberg ist vordergründiger, zugänglicher als Hipping und Pettenthal. Geniale hefegeprägte Textur, seidig und fast ein bisschen ölig, wie der Name andeutet. Dennoch hat er einen Frischekick, der aber nicht aggressiv ist. Es ist Weinsäure, keine aggressive Apfelsäure. Es ist einfach nur ein super spontaner, sehr schräger, biodynamischer Wein, der auch aus dem Jura stammend könnte. Moselelanische Verspieltheit trifft auf Rheinhessen-Spannung, trifft auf Jura. Das sind schon echt abgespacete Menschen, die solche besonderen Weine machen können. 95-97+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

94
/100

Falstaff über: Riesling Ölberg Großes Gewächs

-- Falstaff: Zitronenschale, Aprikose, weißer Pfirsich, rauchig, steinig. Filigraner Bau, vom Mundgefühl eher wie ein Burgunder, weiche Textur, noble Phenolik, mit fein ziselierter, salzig konnotierter Säureader, feinmaschig inszenierte Kraft, Spannung, mineralische Energie. 94/100

Mein Winzer

Schätzel

Kai Schätzel zählt aktuell sicher zur Liga der interessantesten Winzer Rheinhessens. Seit einigen Jahren beobachte ich nun die Weine. Dabei kristallisiert sich mit jedem Jahrgang nach einer experimentellen Anfangszeit ein klarer Stil heraus. Kai Schätzel hat mittlerweile seinen eigenen Stil gefunden...

Riesling Ölberg Großes Gewächs 2021