Philipp Kuhn: Riesling Kirschgarten Großes Gewächs 2024

Philipp Kuhn: Riesling Kirschgarten Großes Gewächs 2024

VDP

Zum Winzer

97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2049
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 97/100
Parker zu 2023: 95/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kirschgarten Großes Gewächs 2024

97
/100

Lobenberg: Der 2024er Kirschgarten ist wieder ein klarer Ausdruck dessen, was Philipp Kuhn unter großem Riesling versteht: intellektuell und bodengeprägt, aber mit der mühelosen Pfälzer Charmeoffensive auf der Fruchtseite. Der Wein stammt aus einer der eindrucksvollsten Rieslinglagen des Hauses, auf fast reinem weißen Kalkstein, lediglich mit einer dünnen Mergelschicht bedeckt. Das Gestein liegt kaum 30 Zentimeter unter der Oberfläche – das prägt diesen Wein wie gemeißelt: Kalkvibration, Tiefe, Ruhe und Struktur. Der Kirschgarten liegt etwas niedriger als Schwarzer Herrgott oder Saumagen, bringt deshalb bei gleicher Bodenbasis immer einen Hauch mehr Wärme und Druck in den Wein. Und so steht der Kirschgarten 2024 auch da: ruhig, selbstsicher, mit dieser fast burgundischen Anmutung – komplett ohne Holz, aber mit einem Körper, der fast so wirkt. Der Jahrgang 2024 bringt erstaunlicherweise etwas mehr Stoffigkeit und Volumen als der zurückhaltendere 2023er. Die Frucht bleibt klar und definiert – keine kitschige Aromatik, sondern viel Stein, Salz und Würze. Die Nase zeigt weiße Johannisbeere, Mirabelle, Limettenschale, auch ein Hauch Grapefruit-Zeste, dann kühle Anklänge von weißen Blüten, Fenchelkraut und nasser Kreide. Sehr fein, sehr still – kein Lärm, kein Make-up, sondern ein subtil kraftvoller Riesling. Am Gaumen zeigt sich der 2024er noch deutlicher in der Kalksteinprägung: griffig, mit diesem feinen, fast kreidigen Biss, der dem Wein Textur ohne Gewicht verleiht. Die Säure ist präsent, aber nie spitz – sie trägt die gelbe Birne, die frische Quitte, ein Hauch junger Apfel, alles untermalt von einer subtilen Zitrus-Ätherik. Dann kommt eine salzige, fast jodige Ader, die an große Chablis denken lässt. Trotz seiner Konzentration bleibt der Wein leichtfüßig, tänzerisch – und vor allem: absolut ruhig. Kein Push, kein Zwang, kein Statement – einfach souveräne Größe. Ein Riesling mit Tiefe, aber nicht intellektuell verkopft, sondern offen und klar. Geniale Länge – finale einfach ein ultraschicker Wein, der trotzdem diese Delikatesse der Pfalz hat. Stark!

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
95
/100

Parker zu 2023 über: Riesling Kirschgarten Großes Gewächs

-- Parker zu 2023: The 2023 Riesling Laumersheimer Kirschgarten GG shows a restrained, still very reductive but clear nose of light fruit and pronounced lemon, with fine saline aromas. Powerful and juicy in the mouth, with a dense texture and fine saltiness, this is a massive rather than playful and finessed Riesling, which comes more from its structure and needs a lot of time to refine. It has impressive length with fine tannin structure. Tasted at the Vorpremiere VDP.Grosses Gewächs in Wiesbaden in August 2024.

Mein Winzer

Philipp Kuhn

100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.

Riesling Kirschgarten Großes Gewächs 2024