Lobenberg: Bis 2006 war das Projekt Chapouins ein mehr oder weniger gewollter Unfall. Durch den glücklichen Umstand einer steckenbleibenden Gärung hat sich die lange Reifezeit im Fass ergeben. Aber ab dem Jahrgang 2010 ist dieses Projekt ein wiederkehrendes System, dass nur in lagerfähigen und von der Familie Perrin für groß gehaltenen Jahrgängen aufgesetzt wird. Das hier ist der original »Château de Beaucastel« 2015. Nur ein 3000 Liter Fuder, insgesamt etwa 4000 Flaschen. Das wurde dann 5 Jahre lang im großen Holz belassen, immer spundvoll. Danach mindestens 2 Jahre Flaschenlager. Reif aber überhaupt nicht oxidiert. Methode Vega Sicilia, Tondonia oder Bruno Giacosa. Der 2015er kommt erst jetzt 2023 auf den Markt. Um aber mit der winzigen Menge weit nach Abgabe des ursprünglichen 2015ers nicht zu verwirren, kommt der Wein dann lieber unter dem Label »Famille Perrin Les Chapouins« statt dem eigentlichen Beaucastel late released Etikett. Nach dem ersten Experiment mit dem im Grunde ungeplanten 2006er beschloss man, dieses Modell zum eigenen Ruhm und zu Gunsten der weltweit besten Importeure und Genießer unregelmäßig fortzusetzen. Denn es ist immer ein gewisses Experiment mit einem extrem langsam vergärenden Fuder des originalen Beaucastel Châteauneuf, aber die genannten Vorbilder zeigen ja das großartige Gelingen. Für uns umso schöner, kann man so doch dem staunenden Publikum einen reifen und zugleich sehr lebendigen und druckvollen Châteauneuf der Extraklasse zeigen, ein Beweis der Ausnahmestellung dieses biodynamisch arbeitenden Weinguts Château Beaucastel. Die Nase des »Les Chapouins« ist dem originalen 2015er Beaucastel noch immer verblüffend ähnlich und es ist auch absolut typisch der Jahrgang 2015 in dieser unglaublichen Feinheit. Wir haben hier einen totalen Fruchtcocktail aus Kirsche in allen Variationen, und genau das ist eben 2015. Diese helle rote Kirsche, Marzipan, zerdrückte Kirschkerne, ein bisschen Sauerkirsche darunter, erst ganz langsam gesellt sich ein bisschen konzentrierte Himbeere dazu, so unendlich fein. Wir sind hier so fein wie in einem 2015er Pomerol. Das ist eine berauschende Nase, so schick. Es macht so viel Freude einen Châteauneuf so viele Jahre im Fass zu haben. Diese Eleganz, wie wir sie sonst nur kennen von einem Vina Tondonia Gran Reserva, der nach 20 Jahren auf den Markt kommt oder einem Vega Sicilia Unico. Bei diesen Häusern ist die lange Fassreife Standard. Durch den damaligen Zufall gehört eben Beaucastel heute auch hin und wieder dazu. Wie gesagt es handelt sich hier zu 100% um den Château Beaucastel 2015 nur umbenannt als Late Release. Vielleicht haben sie ja noch denn grandiosen, so unglaublich trinkig feinen 2015 Châteauneuf Beaucastel im Keller. Dann können Sie den direkten Vergleich machen und werden feststellen, dass diese Châteauneuf Grand Reserve durchaus mithalten kann, ja womöglich sogar frischer und viel höher im Genussfaktor ist. Gerade 2015, der erste der großen Jahrgänge 2015 bis 2022, die Oberklasse beginnt quasi erst mit 2015. Der Mund hat richtig viel Gripp, das erstaunt mich jetzt, dass nach so vielen Jahren noch so viel Salz und Mineralik im Vordergrund steht. Sehr lang die Zunge herunterlaufen, das Tannin ist seidig und geschliffen, dennoch satt vorhanden. Da ist ein irrer Zug in diesem Wein und trotzdem diese schöne Reife und diese große Harmonie durch den langen Ausbau. Superber Stoff für einen in Anbetracht der Reifezeit ziemlich akzeptablen Preis. 98-99/100