Lobenberg: Nat Cool ist ein neues Projekt von Dirk Niepoort, dem umtriebigsten Mastermind Portugals. Es geht um eine völlig neue Kategorie Wein, die etwas angelehnt ist an die Naturwein-Bewegung der letzten Jahre. Es geht um Terroirausdruck, eine gewisse Leichtigkeit des Seins bei niedrigem Alkohol und allem voran Trinkfreude. Es gibt eigentlich nicht viele Regeln für diese Kategorie sagt Dirk Niepoort, außer dass der Wein typisch für seine Herkunft sein soll und dass man es einfach lieben soll ihn zu trinken. Die ersten Weine dieser Kategorie hat er selbst herausgebracht, allerdings werden ihm viele seiner befreundeten Winzer auf diesem Weg folgen und ebenfalls Nat Cool Weine erzeugen. Bisherige Teilnehmer sind unter anderem Raúl Pérez aus Bierzo oder Stéphane Ogier von der Côte Rotie, auch Kai Schätzel hat etwas in Planung. Weine unter dem Nat Cool Label sind alle etwas funky und zeichnen sich durch eigenständige und alternative Methoden aus. Alle Nat Cool Weine werden prinzipiell nur in Literflaschen abgefüllt. Auf Grund der angestrebten rasanten Trinkfreudigkeit sind 0,75 Liter einfach ein bisschen zu wenig. Dieser Nat Cool Branco ist eine Hommage an die traditionellen Vinho Verde Weine der Alten Schule. Diese wurden oft unfiltriert und mit etwa Hefesatz und Restzucker in die Flasche gefüllt. Zucker und Hefe haben natürlich erneut begonnen zu gären und das prickelnde Mundgefühl der Gärkohlensäure gab dem Vinho Verde seinen besonderen Frischekick. Und genau die traditionelle Methode lässt Niepoort hier wieder aufleben. Autochthone Rebsorten Portugals wie Azal, Arinto, Avesso, Trajadura und Loureiro gehen hier ein. Alles wächst auf Granitböden, die Reben sind 25 bis 30 Jahre alt. Der Ausbau erfolgt für knapp ein Jahr im Edelstahltank und dann wird wie gesagt mit Hefetrub und Restzucker abgefüllt, eine ganz kleine zweite Gärung und die Malo finden dann in der bereits verkorkten Flasche statt. Ein sich hebender Korken, etwas bitzeln im Mund und eventuelle leichte Schaumbildung sind hier also keine Fehler, sondern genau so gewollt. Das gehört zum Stil dieses Nat Cool Branco im Sinne der alten Vinho Verde, die ja über Jahrhunderte das Aushängeschild Nordportugals waren und es immer noch sind. Die Frucht ist natürlich sehr von der Hefe geprägt, riecht fast wie ein guter Schaumwein, dann kommt eine weiß-grüne Frischewolke aus dem Glas, Limettenzeste, weiße Blüten, Quitte, süße Zitrone, in Hefe gewälzter weißer Pfirsich, Brioche, da läuft das Wasser im Mund schon beim Hineinriechen zusammen. Auch im Mund zeigen sich zunächst die von der Hefe geprägten Gäraromen. Ein kleines bisschen Reduktion, dann kommt eine superfrische, leichtfüßige Zitrusfrucht angerauscht und vibriert mit fein moussierender Kohlensäure über die Zunge, elektrisierend, spannend, fast ohne Gewicht am Gaumen. Weißer Pfirsich mit Limettenabrieb, Kreide, feines Salz, die leicht herbe Grapefruitnote lässt die Augen schmal werden. Der Gaumen wird geflutet mit mundwässernder Saftigkeit. Wenn man den Nat Cool Branco probiert, schmeckt man warum er in die Literflasche gefüllt wird. Der Wein verdunstet fast im Mund bevor man ihn herunterschlucken kann. Klar, das ist ein bisschen schräg, aber schräg-gut und hat viel Eigenständigkeit. Der oldschool Vinho Verde ist zurück, aber im Niepoort-Style! 90/100