0 Ohm Weiss 2023

Moritz Kissinger: 0 Ohm Weiss 2023

BIO

Zum Winzer

93–94
100
2
Chardonnay, Weißburgunder
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2038
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 93–94/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
0 Ohm Weiss 2023

93–94
/100

Lobenberg: Die 0 Ohm-Reihe steht bei Rheinhessens jungem Rising-Star Kissinger für die Trinkfreude. Der weiße 0 Ohm wird aus Chardonnay und Weißburgunder assembliert. Aber wer Moritz Weine kennt, der weiß, dass hier schon in der Basis ordentlich die Post abgeht. Und das wird beim Hineinriechen auch direkt klar. Geniale Kalkstein-Würze in der Nase, die von reduktiver Spannung durchzogen ist. Irgendwo zwischen Chablis und dem Jura zu verorten. Der Wein hat dieses animierende Spiel zwischen etwas Oxidation vom sehr geringen Schwefeleinsatz und der reduktiven Spannung vom langen Hefekontakt im Fass. Das führt zu dieser hypnotisierenden Würze, wie sie ein Hanspeter Ziereisen oder Carsten Saalwächter auch beherrschen. Herbsaftiger Sommerapfel, Limettensaft und ganz hauchfeine Untertöne von getrockneter Ananas werden von Dill, etwas Schießpulver und zerstoßenem Feuerstein begleitet. Total abgefahrene Mischung. Aber zu einem engmaschigen, konzentrierten und kalkigen Bouquet verwoben passt das ganz hervorragend. Der Mund kracht dann richtig. Straff, präzise und mit feinem Salz unterlegt, dass der Speichel fließt. Aber auch ordentlich Textur darunter. Limettenzeste, grüne Birne, weiße Blüten, etwas Fenchelgrün und ein Hauch Chinakracher. Saftig, verspielt und elegant, schlank, aber mit schickem Säurezug und mit hoher Spannkraft, die bis in den energetischen Nachhall stehen bleibt. Durchaus etwas eigen in diesem etwas ans Jura erinnernden Stil, aber zugleich mit einem entwaffnenden Trinkfluss ausgestattet, dem man nicht widerstehen kann. Aber warum sollte man das auch wollen?! Schmeckt ja superb! Sehr geringe Produktionsmenge, schnell sein lohnt sich.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Moritz Kissinger

Moritz Kissinger ist neben Carsten Saalwächter DER Rising Star in Rheinhessen und keltert markante Herkunftsweine voller Spannung und kühler Saftigkeit aus einem weniger bekannten Teil der Rheinebene unweit des Roten Hangs. Moritz Kissinger ist, ganz ähnlich wie Carsten Saalwächter, daher auch die...

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