Lobenberg: Dieser Domaine-Wein des Biodynamikers Pierre Moreys entstammt der Lage Les Perrieres in Meursault. Der 1er Cru Perrieres ist die einzige Lage in Meursault, der man in absehbarer Zeit zutraut den Grand Cru Status in Meursault zu erringen. Ein Status, der Meursault absolut zugute käme und notwendig und gerecht ist. Schon lange gibt es hier Weine auf dem selben Level wie in Puligny. Moreys Parzelle, aus dem dieser Wein stammt, befindet sich im unteren Teil des Perrieres, südlich von Meursault und an Puligny-Montrachet angrenzend. Es ist ein kleiner Clos mit sehr kiesig-steinigem Boden, windgeschützt und sonnenexponiert gelegen, eine sehr warme Lage. Dieser Perrieres ist rar, die Weine sind extrem gesucht. Um diese Lage gibt es einen Kult. Das Ganze kombiniert mit diesem ehemaligen Kellermeister von Leflaive. Der aber gleichzeitig den Ruf hat, und das auch immer wieder bestätigt, extrem zugängliche, süffige, leckere Weine zu machen. Trotz dieses irre hohen Niveaus. Alles spontanvergoren, Holzausbau im Barrique, eine sehr klassische Ausrichtung, und die ganze Kunst der Qualität liegt wie alle großen Winzer sagen bloß im Weinberg. Die Nase ist von feinem Rauch umweht, hat ganz dezenter Anklänge einer reduction noble. Die Nase ist für einen Perrières überraschend offen und fein, nicht so zugenagelt und abweisend, wie der Wein auch oft sein kann. Das ist eine wahre Freude. Eine kraftvolle, energetische, aber jeder Wucht entbehrende Nase springt aus dem Glas. Grünliche Quitte, Grapefruitzesten, etwas Herbstlaub, unendlich viele Blüten, so viele, dass man sie kaum auseinander dividieren kann. Aber alles dicht und fein miteinander verwoben. Die Nase ist so überhaupt nicht karg oder aggressiv, sondern sehr elegant, man muss wirklich lange schnüffeln, um diese ganzen Feinheiten zu erfassen. Der Mund hat beides, wie es auch schon der Meursault Village hatte, auf der einen Seite eine Schärfe von weißem Pfeffer und Piment, auch eine minzige Schärfe dazu. Dann auf der anderen Seite fast schmeckbare weiße Blüten im Mund, Salz, Kalksteinmineralik. Der Wein läuft auf Grapefruit und Orangenschale. Immense Länge, die sich raumgreifend durch den ganzen Mundraum zieht. Der Wein schiebt richtig an, aber mit einer unverschämt hintersinnigen Art, dass man kaum merkt wie viel Kraft und Intensität er eigentlich hat. Die Struktur ist unglaublich elegant, ich habe solch einen feinen Perrières noch nicht probiert. Das ist so gar kein fetter Meursault, sondern ein sehr strukturierter, fokussierter Premier Cru von überragender Balance. Überhaupt kein Eindruckschinder. Sondern einfach ein sehr klassischer, großer, zurückhaltender, leicht abgehobener Meursault der Extraklasse. 96-97+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.