Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Alles wird im Holz mit Rappen spontanvergoren danach Ausbau im überwiegend gebrauchten Barrique. Erster Umzug und erste Schwefelung nach einem Jahr. Das ist die einzige Lage in Marsannay, die die Chance hat demnächst ein Premier Cru zu werden. Ost-Südost-Exposition auf 270 Metern in leichter Hangneigung. Der Boden ist enorm karg, kiesig und stark eisenhaltig, demnach etwas rötlich gefärbt, obwohl er auf einem sehr puren Kalksteinfels sitzt. Die Reben sind zwischen 15 und 70 Jahren alt. Nachdem ich jetzt alle Marsannay bei Pataille durchprobiert habe kommt Clos du Roy ins Glas und pustet alles zuvor probierte nochmal weg. Einfach ein fesselnder Wein mit seiner kreidigen, enorm mineralischen Art. Die strahlende, geradezu vibrierende rote Frucht von Sauerkirsche und Johannisbeere ist hier so deutlich wie kein anderer Wein mit Mineralität unterlegt, die an Kreidestaub, Feuerstein und Gesteinsmehl erinnert. Gleichzeitig zeigt sich auch hier diese famose Transparenz und Symmetrie des Jahrgangs. Der Wein ist zwar expressiv, aber ebenso verwoben und in sich stimmig. Gar kühl wirkend, auch dieser Wein zeigt keine Hitze, nichts Üppiges. Es bleibt permanent in dieser vibrierenden roten Waldbeeren- und Kirscharomatik. Und beim Clos du Roy kommt noch diese sehr kühl Kalksteinart dazu. Auch im Mund eine wunderbare Symmetrie, alles greift in einander, die Säure, die Phenole, die Frische, die hohe Reife, einfach ein sehr kompletter, komplexer Wein, der mich sofort fesselt und mitreißt. Clos du Roy schießt mittig mit viel Energie über die Zunge und breitet sich dann langsam mit seinen feinkörnig-pudrigen Tanninen über den gesamten Mundraum aus, alles wird belegt, große Länge. Alles ist total reif, der Wein hat Vibration und Licht, ohne jede Schwere. Cranberry, Wildhimbeere, nur schön. Dennoch hat der Wein eine hohe Konzentration, aber die Dichte entlädt sich hier eben nicht in wuchtiger Frucht, sondern in Spannung und Energie. Hintenraus kommt auch etwas süßere Herzkirsche, die den vollreifen Jahrgang verrät, den Clos du Roy ansonsten beinahe vollständig negiert in dieser athletischen Art. Der Wein ist durch seine Leichtfüßigkeit und das Licht, das er ausstrahlt, sowie die Transparenz und Symmetrie bereits unglaublich zugänglich. Dennoch spürt man in der leichten Reduktion und der griffigen Struktur, dass er noch Zeit braucht und dass da noch so viel mehr kommen kann als er jetzt schon zeigt. In der Zwischenzeit würde ich 2015 und 2018 antrinken. Ein wunderschöner Pinot Noir. 96-97/100