Lobenberg: Für JM Vincent ist 2021 eine Mischung aus 2014 und 2008. Kühl, voll auf der Frische laufend, konzentriert und am Ende reif, aber eben sehr spät. Hohe Säure und dichte Phenolik aus niedrigen Erträgen wegen Frost und sehr viel Pilzdruck. Jean Marc Vincent sagt, dass kühlere Jahre – wenn man sauber gearbeitet hat, lange genug wartet und gut selektiert – in der Jugend zwar schlank und sehr fein wirken, aber mit der Flaschenreife immer mehr Dichte, Struktur und Power aufbauen. Die Weine werden also kräftiger und druckvoller mit der Reife, so war es früher immer. Alte Burgunder der Vorkriegs- und Nachkriegszeit waren sehr karg – nicht selten dünn – in der Jugend. Aber nach zwei, drei Jahrzehnten, hatten sie deutlich mehr Power entwickelt. Das kommt in kühleren, nasseren Jahren noch viel mehr zum Tragen als in warmen Jahren, die von Anfang an üppiger auftreten. Kühlerer Sommer, sehr regnerisch, man musste lange auf die Reife zuwarten. JM Vincent ist eher ein Freund der reiferen Chardonnayschule, er geht nie zu früh lesen. Dennoch ist die Säure immer ein prägendes Element seiner Weine, ähnlich wie bei Grivot in Vosne. Erstaunlich! Ein Weinberg in extremer Dichtpflanzung bis zu 17.000 Stöcken pro Hektar, von JM Vincent selbst angelegt. Schöne Birnenfrucht, grün und gelb, auch Feuerstein und grüne Walnuss, grüne Mandarine, konfierte Zitronen. Der Mund ist dann erstaunlich rassig und laserpräzise, hochkonzentriert und doch so frisch und verspielt. Rote und gelbe Pflaume, Zitronengras, Kalkstein, kühl und kanalisiert, so geschliffen und fein und doch so viel Dichte und Kraft aus diesem speziellen Weinbau mit Minierträgen. Das ist ganz klar angelehnt an Bruno Lorenzon, den engen Freund von Jean-Marc Vincent. Diese Fusion aus Power und Schlankheit ist einzigartig und Zeugnis eines ultra-akribischen Weinbaus. 95-96+/100