Lobenberg: Für JM Vincent ist 2021 eine Mischung aus 2014 und 2008. Kühl, voll auf der Frische laufend, konzentriert und am Ende reif, aber eben sehr spät. Hohe Säure und dichte Phenolik aus niedrigen Erträgen wegen Frost und sehr viel Pilzdruck. Jean Marc Vincent sagt, dass kühlere Jahre – wenn man sauber gearbeitet hat, lange genug wartet und gut selektiert – in der Jugend zwar schlank und sehr fein wirken, aber mit der Flaschenreife immer mehr Dichte, Struktur und Power aufbauen. Die Weine werden also kräftiger und druckvoller mit der Reife, so war es früher immer. Alte Burgunder der Vorkriegs- und Nachkriegszeit waren sehr karg – nicht selten dünn – in der Jugend. Aber nach zwei, drei Jahrzehnten, hatten sie deutlich mehr Power entwickelt. Das kommt in kühleren, nasseren Jahren noch viel mehr zum Tragen als in warmen Jahren, die von Anfang an üppiger auftreten. JM Vincent presst extrem hart, er hat seine Presse so eingestellt, dass sie wie die alten Vasselinpressen läuft. Dadurch erhält er diese Dimension und Tiefe in der Struktur. Kühlerer Sommer, sehr regnerisch, man musste lange auf die Reife zuwarten. JM Vincent ist eher ein Freund der reiferen Chardonnayschule, er geht nie zu früh lesen. Dennoch ist die Säure immer ein prägendes Element seiner Weine, ähnlich wie bei Grivot in Vosne. Erstaunlich! Der Wein stammt aus drei Parzellen, 2013, 2007 und 1999 gepflanzt, der Hauptteil ist noch aus 1999. Der Jahrgang 2021 war, wie in Deutschland, ein Jahr wie früher. Sehr spät reifend, man musste wirklich lange zuwarten, dass es komplett ausreift. Sehr anders als in allen Vorjahren. Grüne Mandarine, grüne Birne, eine feine gelbe Kräuterigkeit, die fast etwas an grünen Veltliner denken lässt. Sonnenblumen, Sesam. Im Les Beaurepaire gibt es nicht ganz so viel komplexe und reiche Aromatik wie bei Gravières, dafür hat er diese sehr salzige Qualität. Diesen zwingenden Geradeauslauf, der mich etwas an Chablis denken lässt. So geschliffen und hochmineralisch. Famos! 95-96/100