Lobenberg: Der Batterieberg ist karger, härter und trockener von der Bodenstruktur als die Enkircher Ellergrub. Überwiegend grauer Schiefer. 80 Jahre alte, wurzelechte Reben. Sehr feine, elegante Frucht, in sich gekehrt und ruhig. Herrliche gelbe Pfirsichfrucht, Marille, süße und auch grüne Mandarine, Orangenabrieb. Auch Sternfrucht und eine leicht pfeffrige Schärfe, die den dunklen Schiefercharakter noch verstärkt. Brillante Mineralik, dicht und rauchig. Herzlich Willkommen im Schiefergestein, so pur und steinig, mit beeindruckender Struktur aus dunkelwürzigem Gestein. Der Wein braucht viel Luft, wird dann immer dichter und abwechselnd man dunkler, würziger und heller, duftiger in seiner Aromatik. Auch weiße Blüten und Veilchen, ein Hauch herber Waldhonig. Die Frucht zeigt sich nur in Nuancen momentan, der Wein ist eher ein in sich verwobenes Gesamtpaket. Ein konzentrierter Strahl aus gelben Blüten, Muschelschalen, Meersalz, Kräutern und hellem Gestein. Kristallin und hochfein mit immenser Tiefe. Der Batterieberg zeigt dem Genießer, dass er noch einige Geheimnisse hat, die er erst mit einigen Jahren der Reife preisgeben wird. Auch der 2021er ist nicht knalltrocken, Gernot Kollmann vergärt ja zu 100 Prozent rein spontan, aber er scheint etwas trockener durchgelaufen als sein 2020er Vorgänger. Ein Moselriesling, der klar burgundische Anklänge hat in seiner Art und seiner Textur. Säure, Mineralität, Rieslingfrucht, Süße, Kräuter, alles vereint sich bei Immich zu diesem gastronomischen Nachdruck, der fraglos nach Zeit, Luft und einem ausgiebigen Mahl als Partner verlangt. Das ist schon sehr einzigartig, aber grandios. Riesiges Alterungspotenzial und ein genialer Begleiter zur feinen Käseauswahl. Der 2021er Batterieberg ist in den Augen von Gernot Kollmann sein größter Wein dieses Jahr. 98+/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.