Weißburgunder Herrenstück 2023

Holger Koch: Weißburgunder Herrenstück 2023

2
Weißburgunder 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2034
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 93/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Weißburgunder Herrenstück 2023

93
/100

Lobenberg: Der Hang vom Herrenstück ist die Ortslage, direkt vor dem Weingut von Holger Koch. Drei reservierte Parzellen sind für den Herrenstück. Sehr steiler Hang in einem engen Tal. Alles ist sehr gut belüftet. Gleichzeitig haben wir einen Südhang, das heißt es besteht das Spiel zwischen der Kühle sowie der Sonneneinstrahlung durch die Exposition. Kühlere Nächte, warme Tage. Eine dünne Lössauflage von unter 5 Metern komplett auf Vulkangestein. Ausbau im größeren Holz, überwiegend 1200 Liter Stockinger und ein paar 500 Liter Fässer. Hier sind stets gewisse Anteile von Maischevergärung mit drin, um mehr Struktur zu bekommen. Durch den Schalenkontakt bekommen die Weine eine tolle Struktur, die die Spezialität von Holger Koch ist. Diese zusätzliche Dimension, die Holger seinen Weinen geben kann, die Dichte aus Tannin und Holzausbau und dem Spiel mit der Hefe ist natürlich ein großer Gewinn. Die Nase ist weißblütig und weißfruchtig, feine Frische ausstrahlend, weißer Pfirsich, grüner Apfel, elegant, schlank und mit wunderbarer Frucht. Leicht heller-exotischer Einschlag, ein bisschen Passionsfrucht aber nur angedeutet. Das ist schon sehr präzise, glockenklar und ganz sauber definiert an den Seiten. Kühl und fein wie der Kaiserstuhl lange nicht mehr war. Aber natürlich schon deutlich kraftvoller und druckvoller als die Basis. Sehr subtile, feinwürzige Frucht, die mit der samtigen Substanz des Weines verwoben ist. Im Mund erstaunlich viel Grip für einen Weißburgunder, dicht, rund und anschmiegsam. Dieses Plus an Phenolik war der richtige Weg zur Struktur und zur Frische. Dieser Weg ist mittlerweile sehr gut ausgetüftelt. Das macht aus dem etwas liebreizenden, jasminblütigen Weißburgunder durchaus einen geradlinigen Wein mit Anspruch und Bodenausdruck, der trotzdem so delikat und zugänglich ist. Aber eben mit schönem Geradeauslauf, nicht breit werdend. Ein toller Weißburgunder mit der klaren Handschrift von Holger Koch. 93/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Weißburgunder Herrenstück 2023