Lobenberg: Ich verfolge Thierry Mortet seit vielen Jahren. In erster Linie wegen seinen Weinen aus Gevrey-Chambertin, denn hier ist auch seine Domaine. Ich habe die letzten drei Jahre keine Chance gehabt hier reinzukommen und die Weine zu erhalten. Erst jetzt in 2017, wo es wieder halbwegs akzeptable Mengen gibt, kann ich einsteigen und sogar rückwirkend noch einige kleine Mengen 2015 und 2016 erhalten. Ich bin happy, denn in Gevrey-Chambertin gibt es nicht viel Besseres. Der Bruder Denis Mortet oder Trapet wären noch eine tolle Option, aber da bin ich seit 20 Jahren chancenlos. Aber Thierry Mortet war auch immer einer meiner großen Wünsche, und nun klappt es endlich mit dem traumschönen Jahr 2017. Denn das ist beileibe nicht der schlechteste Jahrgang. Dieses Jahr, dass so unglaubliche Fruchtfülle und eine hohe Intensität und Frische hat. Die Nase besticht mit hoher Reife. Das ist eben 2017, satte schwarze, reife Kirsche. Auch rote Kirsche und Schattenmorelle, leicht verbranntes Fleisch darüber. Ein wenig Holunder und Estragon. Im Mund unglaubliche Spannung, das tänzelt umher. Sicherlich dreht sich hier alles um die Kirsche, aber wir haben auch so etwas wie leicht verbrannte Himbeere, schwarze Johannisbeere, die als Stütze hinzukommt. Sogar ein Hauch Brombeere, Goudron, ein wenig Jod und Sanddorn, wie man es von Vosne-Romanée kennt. Und das Ganze mit einer wahnsinnigen Frische. Die Besonderheit ist hier bei Mortet, wie auch bei meinem Lieblingsweingut Grivot, dass es eben die komplette Entrappung gibt als Gegenbewegung zum Naturweg der Ganztraubenvergärer. Mortet ist wie Grivot ein richtiger Klassiker. Es wird also alles komplett entrappt und vorher ausgelesen auf dem Band. Dann wird angequetscht und komplett in den offenen Ständer zur Vergärung gegeben. Danach für bis zu 18 Monate im teilweise neuen Holz ausgebaut. Wenn man das ganze Spiel gut beherrscht ist die Entrappung ein Weg, um die extreme Klarheit in der Frucht zu halten. Was Grivot so perfekt schafft, und was Mortet eben auch schafft. Natürlich gibt es den Weg, den z.B. Dujac gegangen ist, den heute auch Marsannays Superstar Sylvain Pataille geht, den Prieure Roch geht, die Rappen als Element der Frische und Würze zu nutzen. Aber es gibt mindesten genau so viele Argumente von Grivot oder Mortet oder Ponsot, die Klarheit nicht durch vegetabile und grüne Einflüsse zu stören. Hier sind wir eben komplett in roter Frucht mit leichter schwarzer Würze unterlegt. Kirsche in allen Schattierung, Tiefe, leicht scharfe, kalksteinig-salzige Mineralität. Thierry Mortet ist für mich in Gevrey, was Ponsot in Morey und Grivot in Vosne-Romanée sind. So lang, so klar, so fruchtstark und so eindeutig Terroir-geprägt. Der Wein tanzt und balanciert, er blitzt, er strahlt eine große Harmonie aus. Aber vor allen Dingen strahlt er eine unglaubliche Klarheit aus. Das liegt natürlich auch zusätzlich am wunderbaren Fruchtjahrgang 2017. 94+/100