Lobenberg: Ferraton Côte-Rôtie Lieu-dit Montmain 2022 Nach Cornas probiert zeigt sich Côte-Rôtie erwartungsgemäß ganz anders. Wir kriegen ganz eindeutig mehr rote Frucht in die Nase, mehr Saftigkeit. Auch hier der Verzicht auf Schwefel und der Ausbau nur auf der Feinhefe, dadurch haben wir eine enorme Eleganz. 2022 haben die Weine von Ferraton aus Saint-Joseph, Hermitage und Cornas sehr burgundische Eigenschaften. Da kommen wir hier im Côte-Rôtie auf jeden Fall in Vosne-Romanée an. Wir kriegen Sanddorn, Orangenabrieb, wir kriegen diese Sämigkeit dazu. Gelbe Frucht, rote Frucht, hohe Intensität. Feinste helle Lakritze und Minze, Veilchen und Rosenblüten, aber nicht so extrem fein und elegant verspielt wie die Weine aus Cornas. Schon auch erstaunlich viel Volumen und Druck zeigend und viel warme rote Frucht dazu. Also irgendwo eine Kombination aus Saint-Joseph und Cornas. Die Nase ist beeindruckend schön! Der Mund ist reiner Hedonismus. Ein unglaublich leckerer Wein! Satte rote Frucht, schwarze Frucht daneben, Lakritze, Minze, Veilchen, Kirsche und Eukalyptus. Wieder Sanddorn, cremig mit einer Nougat-Unterlage. Sehr schick, sehr lecker und hochintensiv in roter spannungsgeladener Frucht. Ein unglaubliches Leckerli mit Dichte, Spannung, Länge und viel Salz. Der Wein macht richtig viel Freude und ist womöglich der beste Montmain, den ich bisher probiert habe! 98-100/100 *** Montmain liegt im Norden der Appellation in reiner Südexposition, in der Nähe von Les Grandes Places. Es ist also weder Côte Brune noch Côte Blonde. 100 Prozent Schiefer. Der Montmain ist biodynamisch bearbeitet, aber nicht biodynamisch zertifiziert, weil Ferraton hier mit einem Vertragswinzer arbeitet. Dieser Plot ist ungefähr 1,5 Hektar groß. Die Ganztrauben mit den Füßen angequetscht, das Ganze spontan vergoren im Beton, und wie jetzt üblich bei Ferraton nur auf der Feinhefe und ab 2022 schwefelfrei im überwiegend gebrauchten Holz in Form von Barriques und Tonneaux ausgebaut für 16 Monate. In 2022 mit rund 20 Prozent Neuholz. Es gibt nur circa 1.300 Flaschen von diesem Wein. Dadurch, dass der Winemaker Damien den Schwefeleinsatz auf ein Minimum reduziert – im Keller wird den Weinen erst nach vielen Monaten im Fass minimale Mengen zugegeben – werden die Weine deutlich präziser und eleganter. Auch zieht er die Weine nach der Malo ohne die Vollhefe aus dem Beton. Das ist neu in 2022 und dadurch ist das Jahr feiner, mittiger und mineralischer als die Vorjahre. Die Weine kommen etwas weniger voluminös und fleischig rüber. Der Alkoholgehalt der Weine liegt zwischen 13 und 13,5 Volumenprozent.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!