Lobenberg: Der 2020er ist wie 2019 unglaublich dunkel in seiner Aromatik. Zeigt Noten von eingekochter Schwarzkirsche, altem Balsamico, Leder und gedörrten Pflaumen, auch viel dunklen Kakao. Vom Typ ein kleiner Chateauneuf mit würzigen Spurenelementen eines Syrah der Nordrhone und einem schwarzfruchtigen, voluminösen Charme der Merlot. Vom Holz nur leicht geküsst, dazu viel schwarze Kirsche, Maulbeere und provenzalische Kräuter nebst schwarzen Oliven und kraftvoll, fast feuersteinartiger Mineralität. Vor allem im heißen 2020 ist der Wein eine schwarze Wucht, einnehmend, üppig, reich, grandios. So viel Power in diesem »kleinen« Wein, Wahnsinn. Die leichte Piementschärfe hat gemeinsam mit der Salzigkeit eine elegante Wirkung, die gegen die schwarze Frucht steht. Durch die Zugabe von alter Merlot und Cabernet ein sehr samtiger, fruchtstarker und überaus charmanter Wein im eher dunkelfruchtigen Chateauneuf-Stil. Man denkt auch an Mourvedre und jungen Bordeaux aus Pomerol. Faszinierend. Der ideale und überzeugende Einstieg in die Rhone. 90-91/100
2020 gab es an der Rhône insgesamt relativ normale Mengen. An der Nordrhône vielleicht sogar etwas mehr als im Durchschnitt. Dort geht 2020 sicherlich als ein Jahrhundertjahrgang in die Geschichte ein. Die Tardieus vergleichen 2020 mit einer Mischung aus dem superklassischen und frischen Jahr 2016 und der Tiefe und Dichte aus 2015. Auf keinen Fall so extrem fett und üppig wie 2018 und 2019, sondern deutlich klassischer. Deshalb ist 2020 aus ihrer Sicht einer der ganz großen Jahrgänge überhaupt an der Nordrhône. Im Norden gab es 2020 keinen richtigen Trockenstress für die Reben, weil es im August ein paar Regenfälle gab. Sie kamen genau zur richtigen Zeit. Die Lese startete recht früh, bei Tardieu am 10. September. Also deutlich früher als in anderen Jahren. Insgesamt ist es ein saftiger, langlebiger, dichter und reifer Jahrgang, ohne Überreife, ohne übermäßig Fett wie in 2019 und 2018. Ein richtig klassisches Jahr an der Nordrhône, aber klassisch mit einem Plus an einer Form von Reife, die es früher so nicht gab. Ob Norden oder Süden – in Summe ist 2020 an der Rhône ein großes Jahr. Balancierter und harmonischer als das Kracher-Jahr 2019.