Lobenberg: Sehr flussnah, tiefgründige Böden. Die Nase eröffnet sich fast wie ein Pinot aus dem Ahrtal. Feine Reduktion, dunkle Würze wie von Schiefer. Animalische Anklänge. Leder und abgehangenes Fleisch. Wacholder und Cassis, etwas Brombeere. Schöne Dichte, aber nicht zu konzentriert. Am Gaumen elegant und präzise mit straffer Mineralität und viel Druck aus der vibrierenden, dunklen Mineralität. Sehr elegant, fein, trinkig. Ein bisschen abgefahren in dieser herb-würzigen Art, gepaart mit saftiger Frische und Eleganz aus dem Jahrgang 2021. In jedem Fall sehr spannend! 94+/100 *** Roc de Cambes ist das zweite Weingut von Francois Mitjavile von Chateau Tertre Roteboeuf in Saint-Emilion, aber hier an der Côtes de Bourg. Das ist der absolute Primus in dieser Region. In Domaine de Cambes befinden sich jedoch 20 Prozent Cabernet Franc statt des Sauvignon. Domaines de Cambes ist der Teil von Roc de Cambes, der im unteren Hangteil liegt. Gerade so außerhalb der Appellation Côtes de Bourg. Dementsprechend dürfen die Weine nicht als Roc de Cambes betitelt werden und gehen daher in den Domaine de Cambes. Der Winzer Francois Mitjavile ist mit seiner Arbeit mit nichts in Côte de Bourg vergleichbar. Er setzt Maßstäbe und würde selbst in Saint-Émilion in der ersten Reihe der 30 besten Château stehen. Roc de Cambes ist ein ganz ungewöhnliches Weingut, auch wegen seines hohen Cabernet-Franc-Anteils im unteren Hangabschnitt der Domaine de Cambes. Natürlich kann Côtes de Bourg nicht diese Preise erreichen, die in Saint-Émilion bezahlt werden. Aber man darf es nicht mit normalen Maßstäben messen. Wichtig ist zu verstehen, dass Domaine de Cambes kein Zweitwein von Roc de Cambes ist. Er wird aus ebenso alten Reben aus einem anderen Abschnitt des gleichen Weinbergs gewonnen. Nur eben hier 20 Prozent Cabernet Franc statt 20 Prozent Cabernet Sauvignon. Aber eine gleiche Qualitätsliga, gleicher Aufwand, gleiche Arbeit, gleiche spontane Vergärung und gleicher Ausbau. Wie bei Roc de Cambes wird auch hier viel zusammen vergoren. Wenn die Merlot bereits gärt, wird die Cabernet Franc einfach dazu geworfen. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.