Lobenberg: Der Clos des Ducs ist mit seinen etwas über 2 Hektar quasi der Garten des Château d’Angerville. Die Lage erstreckt sich direkt am Haus und ist in einen unteren und einen oberen Teil separiert, insgesamt einer der höchstgelegenen 1ers Crus von Volnay, der sich bis auf über 360 Höhenmeter erstreckt. Der Duft ist eine Mischung aus sehr tiefgreifenden Gesteinsnoten, die an sehr hellen Kalkstein denken lassen, dazu auch ganz feine Anklänge von Bleistiftabrieb und dann legt das Fruchtorchester los. Von herben dunklen Waldbeeren bis hin zu zarter, heller, süßer Himbeere ist alles dabei. Er hat den höchsten Oszillographen in der Komplexität, wie üblich. Caillerets ist noch charmanter dieses Jahr, Taillepieds ist spannungsgeladener, aber die Vielschichtigkeit des Clos erreichen sie beide nicht. Immer wieder entfalten sich neue Wellen süßer Frucht und steinigen Tanninen über die Zunge. Die feine Salzspitze gibt den Takt an, vibriert, summt und brummt auf der Zunge. Da ist richtig Musik im Glas. Der Wein ist deutlich eindrucksvoller als das sehr elegante, klassisch-feine 2021. Das ist schon ein ziemlicher Blockbuster in 2022 mit all diesem Druck und der mediterranen Intensität. Er kann den warmen Jahrgang nicht ganz verstecken, dafür ist er zu reich, aber er ist keineswegs fett oder überreif. Er bewahrt eine faszinierende Kühle in all der Opulenz, was wohl an einem recht frühen, sehr gut getroffenen Lesezeitpunkt liegen mag. Auch wenn Anhänger der großen Klassik 2021 vielleicht den schöneren Wein finden mögen, aber 2022 ist von allem was er mitbringt definitiv »größer«. Ein berauschender Wein im wörtlichen Sinne, denn er spielt die volle Klaviatur.