Lobenberg: Es gibt im südlichen Languedoc zwei Legenden. Die eine ist die Domaine Granges des Pères, die andere ist Daumas Gassac mit seinem Mas de Daumas Gassac. Das war der erste ganz große Wein hier im Süden. 80 Prozent Cabernet Sauvignon, 10 Prozent Malbec, 10 Prozent Merlot. Bordelaiser Machart. Spontan vergoren, teilweise mit der Zugabe von reifen Rappen. Der Ausbau findet komplett in Barriques statt, 50 Prozent Neuholz, 50 Prozent gebrauchte Fässer. Ein Wein, der von der Nase und von seiner gesamten Art locker als ein Pessac-Léognan durchgehen könnte. Tolle Säure, fein, etwas schlanker, hellere Aromatik, sehr schick und trinkfreudig, super zarte Tannine. Die Nase erinnert fast ein bisschen an Cabernet Franc. 2023 schafft einen Spagat aus der hohen Reife und der Power von 2022, aber mit etwas mehr Geschmeidigkeit und Seide in den Tanninen. Es ist weniger strukturiert und etwas mehr für den freudvollen Trinkgenuss gebaut. Einfach unglaublich schick, mit vitaler Säurespur aus Brombeere und Grapefruit, ein bisschen Fenchelsaat und Anis, dann immer wieder rote und schwarze Waldbeeren, die den Mund samtig auskleiden. Aber nicht fett, sondern sehr fein. Von der Mineralität und vom Salz ganz klar an Pessac erinnernd. Das ist eine Stilistik, wie man sie auch auf Pape Clément vorfindet. Insgesamt aber samtig und fein bleibend. Ein sehr eleganter Cabernet, mit einer wunderbaren Länge. Der Wein singt und hat viel Spiel in dieser rotfruchtigen Garrigue-Würze, sehr komplex. In Pessac-Légonan wäre das allemal ein doppelt so teurer Wein. Er hat Größe – das gefällt mir sehr gut. 95-97/100