Lobenberg: Der Corton grenzt sich vom Corton Bressandes dadurch ab, dass er in reiner Südost-Exposition, anstelle der reinen Ostexposition im cool climate Bressandes wächst, d.h. hier im Corton haben wir eine deutlich wärmere Lage. Corton selbst hat gleichzeitig auch mehr Lehm und blauen Lehm mit viel Eisenanteil, wir werden hier daher sowohl von der exponierten Lage als auch vom Untergrund mächtiger, dicker und weniger fein, aber vielleicht etwas Corton-typischer in dieser Opulenz. Dieser Wein hat deutlich mehr Kraft und Power als der feine Bressandes. Die Weine vom Cortonberg erinnern immer ein wenig an Clos de la Roche Grand Cru aus der Cotes de Nuits, der weißblaue Lehm und die Kühle des hoch liegenden Terroirs sind wohl dafür verantwortlich. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Nathalie Tollot ist kein Freund von Neuholz. Die 1er Crus haben circa 20-30% und auch die Grand Crus immer nur 50% Neuholzanteil. Dieser Corton von Tollot Beaut hat eigentlich eine Lagenbezeichnung, nämlich „Combes“. Tollot verwendet diese Bezeichnung allerdings nichts, da sie mit dem Bressandes bereits einen Einzellagen Corton abfüllen, und keine zwei Einzellagenweine im Corton haben möchten. Alles was wir für Aloxe Corton und die Aloxe Corton 1ers Crus gesagt haben, nämlich dass die reifen, warmen, trockenen Jahre mit dieser maskulinen schwarzfruchtigen Ausprägung um den Corton herum sehr gut harmonieren, trifft natürlich auf die Grands Crus besonders zu. So reich und dicht, kein Platz für rote Frucht, nur Schwarzkirsche und Backpflaume, etwas Graphit dahinter, Schwarzer Pfeffer. Reich, warm, schiebend, drückend, wuchtig, mit einer fast an Schiefer erinnernden Nase, ein kleiner Molitor-Touch. Und diese schwarze Steinigkeit, diese Schieferigkeit setzt sich im Mund fort. Das ist schon verblüffend, mir ist das nie so sehr wie in 2017 aufgefallen, dass es da eine Verwandtschaft gibt zwischen den tollen, auf Schiefer wachsenden Mosel Pinot Noirs aus Deutschland, und den Pinots vom Corton. Man meint schon fast die schwarzen Steine im Mund zu spüren, dieser schwarze ölige Schiefer zusammen mit der schwarzen Kirsche und der Backpflaume. Aber auch Maulbeere, ein bisschen Holunder kommt durch, dann ein starker Veilchen-Touch. Auch eine gewisse Frische von einem Rappen-Anteil, nur in den zwei Corton Grands Crus vom Corton wird manchmal in reifen Jahren für mehr Frische etwas full bunch vergoren. Die Tannine sind so unglaublich seidig und samtig. Der gesamte Mundraum wird seidig und samtig ausgekleidet, und doch spürt man komplette Adstringenz. Dieser Corton braucht mindestens 10 Jahre, besser länger, um all das, was da noch verschlossen ist, rauszuholen. Aber er zeigt ein riesiges Potenzial. Ich persönlich finde einen Corton in dieser 2017er Ausprägung besser als viele andere aus sogenannten großen Jahren wie 2002, 2010, 2016, weil 2017 einfach dem Charakter der Côte de Beaune gerechter wird. Das entwickelt sich zu einem traumhaften Riesen in Charme und Expression und nicht zu einem maskulinen, harten Wein. 2017 gefällt mir extrem gut in der Gemeinde Aloxe Corton. Dieser Corton Grand Cru ist ein ganz Großer! 97-100/100