Lobenberg: Der Corton grenzt sich vom Corton Bressandes dadurch ab, dass er in reiner Südost-Exposition anstelle der reinen Ostexposition im Bressandes wächst, d.h. hier im Corton haben wir eine wärmere Lage. Corton selbst hat gleichzeitig mehr Lehm und blauen Lehm mit viel Eisenanteil, wir werden hier daher sowohl von der Lage als auch vom Untergrund mächtiger, dicker und weniger fein, aber vielleicht etwas Corton-typischer in dieser Opulenz. Dieser Wein hat deutlich mehr Kraft und Power als der feine Bressandes. Die Weine erinnern immer ein wenig an Clos de la Roche Grand Cru aus der Cotes de Nuits, der weißblaue Lehm und die Kühle des Terroirs sind wohl dafür verantwortlich. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Alles was ich zuvor gesagt habe über die schwarze Frucht von Aloxe-Corton, trifft natürlich auf Corton selber in nochmals verstärktem Maße zu. Man hat eine dunkle Kirsche und dann Tabak, leichte Räucherspecknoten und auch ätherische Komponente in Form von Minze. Nur 60% neues Holz bekommt der Corton. Das merkt man am Gaumen. Der Corton zeigt Gewürze des Orients bis hin zu Moschus, Gewürznelke, Wachholder, fast stechender Pferdeschweiß. Unfassbare Würze. Lebkuchen, schwarze Erde und wieder diese super konzentrierte Schwarzkirsche in Kombination mit süßer Maulbeere, dazu Holunder. Der Mund ist, wie schon beim Premier Cru Fournieres, fast dramatisch elegant und doch deutlich und extrem ausgeprägt im Geradeauslauf. Wie schon in der Nase treffen hier Veilchen, Rosen und schwarze Nelke aufeinander. Aber alles schlanker, immer geradeaus, sehr viel Stein, feine Salzspur. Schwarz, dicht, würzig, aber nie fett. Hier verliert sich die Merlotartigkeit total. Auch diese Süße der Nase, diese Assoziation und Affinität an Hochlagen-Malbecs aus den Argentinischen Anden ist im Mund überhaupt nicht vorhanden. Wenn wir überhaupt Malbec-Affinität haben, dann so etwas wie die extrem feine Grand Cuvee von Chateau du Cèdre aus dem Cahors. Superdichter Stoff und trotzdem sexy und rund. Sehr fein und verspielt. Das ist ein toller Corton, der sicher 10 Jahre zur Entwicklung braucht, aber dann für Jahrzehnte halten wird. 97-98/100