Lobenberg: 2016 ist ein sehr reifes Jahr, was aber auf Grund der starken Tag/Nacht Unterschiede eine sehr hohe Säure hat. Die PH-Werte sind entsprechend sehr tief. Die Säure und Frische ist nochmal deutlich höher als 2010. Der Tannin- und Alkohollevel allerdings sind gleich wie in 2010. In Zahlen ausgedrückt: Der Süden liegt etwa bei 14,5% - 15% Alkohol, der Norden bei 13%. Entscheidend für die Balance ist allerdings eben diese Frische und hohe Säure, welche beide, Vater und Sohn Tardieu, so noch nie gesehen haben. Entsprechend folgt die Rhone Bordeaux nach, denn auch dort besticht alles durch diese fantastische Balance und absolute Harmonie. Die weitere Besonderheit, auch die gab es in Bordeaux und an der Rhone, ist das Rot- wie Weißweine sensationell ausgefallen sind. Eigentlich logisch, denn wenn die Alkoholgradation nicht explodiert ist und die Säure erhalten blieb, dann profitieren natürlich die Weißweine im gleichen Umfang. Analogien zu früheren Jahren: Tardieu vergleicht 2016 mit 1990 mit der höchstmöglichen Übereinstimmung. Das gilt für die Südrhône. Die Nordrhone entspricht eher 1991. Natürlich sind 20 Jahre vergangen, höheres Rebalter und noch bessere und biologische Arbeit in den Weinbergen. Also Basis 1990 und 1991 mit einem kleinen Turbolader in der Entwicklung. Trotz dieser großen Klasse des Jahrganges 2016, gilt es an der Rhone wie in Bordeaux: Die Mengen sind absolut befriedigend. Es gab also keine knappe Ernte. Hervorragende „Best ever“ Qualitäten in beiden Regionen bei gleichzeitig guten Mengen. Das freut den Winzer natürlich besonders. In Summe für die Rhone kann man sagen, ist es ein sehr gutes Jahr für die Syrah, aber ein extrem gutes Jahr für die Grenache. Dementsprechend ist die Südrhône ganz klar „beste ever“ und die Nordrhone auf einem Level der nahe an 2015 herankommt. Das Jahr 2015 aber nicht übertrifft. Die Südrhône war in Summe noch nie so gut wie 2016. Dieser Wein kommt von den besten Lagen von la Crau, im Gegensatz zum Speciale aber nicht nur von Sandböden. Auch Lehm und Kieselböden sind dabei. 85% Grenache, 10% Syrah, 5% Mourvedre. 100% nicht entrappt, als Ganztraube im großen Holz vergoren. Die Grenache sind 100 Jahre alt, Mourvedre 60-80 Jahre, Syrah 50 Jahre. 14,5% Alkohol. Der Ausbau geschieht im Stockinger Fuder und auch in großen Fässern. Der Wein wird weder geschönt noch filtriert. Der ersten Nasenzugang erstaunt mich dann doch etwas. Ich hätte jetzt, entsprechend der anderen Appellationen, etwas Fetteres, Reicheres, viel Wuchtigeres erwartet. Aber die Nase ist extrem fein. Nur ein Hauch Erdbeere, aber die Majorität ist Himbeere, schöne zerdrückte Himbeere, aber auch helle, fast weiße Lakritze. Eine feine, minzige Rappenwürze darüber. Fast burgundisch in dieser Zartheit. Und gleichzeitig in dieser aromatischen Intensität. Blumig, aber nicht die Veilchenvariante sondern Jasmin. Sehr verspielt. Der Mund läuft komplett auf roter Frucht. Intensive süße und zugleich säurebeladene Himbeere als Dominante. Dann rote Kirsche in mehreren Spielarten, ganz grandiose Länge zeigend. Viel Salz, aber ganz fein. Der Wein hat auch im Mund eine ganz hohe Intensität und trotzdem eine grandiose Finesse. Nach dem Rasteau und den Cotes du Rhone, hätte ich so etwas unglaublich Feines gar nicht erwartet. Und gleichzeitig ist es so süß und so reif. Die Balance passt perfekt. Der mit 14,5% doch recht deutliche Alkohol wird komplett von dieser Frische eingefangen, von dem Salz und der Rappenwürze. Aber nichts ist in diesem Chateauneuf zu viel, nichts ist gemacht, nicht kracht, sondern alles ist fein verwoben. Ein burgundischer Chateauneuf mit dieser dujacartigen Rappenwürze und dieser Feinheit. Alle Menschen, die schon einmal das Vergnügen hatten, Chateau Rayas zu trinken, wissen aber genau was ich meine. Das ist für mich noch nie so nah an Chateau Rayas gewesen wie 2016. Fast ein Abbild. Es sind ja nicht nur ähnliche Lagen, sondern mit 2016 ist ja auch das ganze Procedere, die ganze Vinifikation und alles was dazu gehört, fast identisch. Das ist ganz großer, ganz feiner, burgundischer Chateauneuf du Pape. Und ein größeres Lob als zu sagen: Das ist etwas zu Rayas sehr Nahes, kann ich dem Wein nicht geben. Ich glaube nicht, dass ich ihn schon einmal besser getrunken habe. Ich bin vollauf begeistert. 100/100