Lobenberg: 80 Prozent Grenache und 20 Prozent Mourvèdre. Intensive, hochspannende, leicht verbrannte Nase. Dunkle, würzige Lakritze mit Estragon dahinter. Schiebende provenzalische Gewürze, Garrigue – so viel Schub, so schwarz! Cassis und auch ein bisschen Blaubeere, sehr viel Gesteinsstaub, fast an Schiefer erinnernd. Wow, was für ein intensiver Duft! Nicht fett, aber dennoch leichte Lakritzsüße mit Eukalyptus und Minze dahinter. Sehr pikanter Mund, der zugleich drückend-kraftvoll und hochelegant ist. Der Wein ist trocken, aber gleichzeitig süß – das ist eine lustige Kombination. Was für ein Kracher! Der Wein ist total reif in der Frucht, er hat eine wunderschöne Süße und schiebt mit seiner schwarzen und roten Frucht, mit seiner intensiven Lakritze. Dazu Schokolade, wieder Estragon, provenzalische Kräuter und Garrigue. Er ist entrappt, aber ich hätte blind immer auf unentrappt getippt, weil er so eine wunderschöne Krautwürze unter dem ganzen Schub hat. Langanhaltend und für Minuten stehend. Klassischer Châteauneuf-du-Pape, nur Kieselsteine. Hochintensiver und gleichzeitig eleganter Topstoff – dicht und reich und trotzdem so fein. Würzig und trotzdem elegant. Den Wein bitte kühler trinken. Grandios! 97-99+/100 --- La Folie ist eine Mikroproduktion von gerade mal 3.500 Flaschen pro Jahr. Entrappen der Trauben, traditionelle Vinifikation in thermoregulierten Betontanks, und Kaltmazeration, spontane Gärung. Ausbau im Halbstück und im Barrique. Das ist die modernste Cuvée des Hauses, die früher trinkreif ist. --- 2019 ist an der Rhône die Fortsetzung der mediterranen Jahre, der Jahre ohne Wasser, der großen Trockenheit. Zwischen April und Mitte September gab es so gut wie keinen Regen, weder im Norden noch im Süden. Die Trockenheit war extrem. Minimale Regeschauer zwischendurch reichten noch nicht einmal aus, um von der Erde aufgenommen zu werden. Seltsamerweise starben die Weinberge nicht ab, sondern alle Weinberge mit alten Reben sahen über die ganze Zeit ganz hervorragend aus. Es gab zwar Wasserstress, aber es gab keinen Stillstand. Der Schlüssel sind also ganz eindeutig alte, tiefwurzelnde Reben. Trotzdem wäre es zu einem desaströsen Ergebnis gekommen, wenn es nicht Mitte September einige anständige Regenfälle von über 20 Millimeter gegeben hätte. Die Entwicklung wäre sonst zu weit fortgeschritten, die Weine hätten ihre Frische verloren. Die Regenfälle wendeten das Blatt vollständig. Aber man muss dazusagen, dass es in Zukunft wahrscheinlich keine großen Weine von der Rhône geben wird, sollte sich die Situation so fortsetzen. 2019 ist es nicht nur gutgegangen, sondern alle Winzer sprechen von einem legendären Jahrgang. Die Weißweine im Süden sind durch die kühlen Nächte vor der Ernte und durch die Regenfälle extrem frisch. Das Ganze mit hoher Reife durch die enormen Sonnenstunden des Sommers. Das bringt einen ähnlichen Spagat, einen ähnlichen Oszillographen, wie in Deutschland, wie in Bordeaux, wie überhaupt in Europa. Crispe, frische, mineralische Weine. Extrem extraktreich, hohe Reife und hohe Frische beieinander. Die Rotweine sind generös und tief und stellen eine Synthese von 2007 und 2016 dar. Man kann von einer strahlenden Zukunft und von einem Best-Ever-Jahrgang ausgehen. 2019 ist schon jetzt eine lebende Legende.