Lobenberg: In den Beaucastel gehen Mourvèdre, Grenache, Syrah, Counoise, Cinsault, Terre Noir, Muscardin, sowie Vaccarese. Alle Rebsorten werden separat vinifiziert. In Beaucastel wird alles zu 100% entrappt. Die alkoholische Fermentation findet in großen Fudern statt. Natürlich spontan wie es sich für einen Biodynamiker gehört. Nachdem die Fermentation abgeschlossen ist, wird ganz sanft gepresst. Der Saft wird überführt in ein noch größeres Fuder. Dort findet dann die Malo statt. Auf diesem großen Fuder bleibt der Wein bis zu 2 Jahre. Die ganze Charge wird vor der Gärung ein bisschen gekühlt und ca. 5 Tage vormazeriert. Die früher übliche Methodik des heißen Dampfes, um bakterielle Infektionen zu vermeiden, ist bei der heutigen sauberen Arbeit und den besseren Lesezeitpunkten nicht mehr nötig. Im Gegenteil. Heute wird nur noch ein bisschen heruntergekühlt, um eben diese Kaltmazeration am Anfang herstellen zu können. Beaucastel ist ein einziger Weinberg, zusammenhängend mit insgesamt 80 Hektar. Das Terroir ist überwiegend weißer Lehm und Kalkstein. Ähnlich wie Barolo. Was macht Beaucastel so einzigartig? So unvergleichlich? Wenn es bei Clos des Papes die Zusammenstellung dieser unglaublich vielen verschiedenen Terroirs und Rebsorten ist, so ist es bei Beaucastel diese Einzigartigkeit eines zusammenhängenden Weinberges mit dem gleichen Untergrund. Und dieser totalen Dominanz der Mourvedre. Es ist verblüffend wie viel Ähnlichkeit der Coudoulet mit dem Château Beaucastel hat, oder anders gesagt wie unglaublich gut der Coudoulet ist. Wir haben schwarze Kirsche im Beaucastel, reich, dicht, ein bisschen Sanddorn, hochintensiv, dann kommt langsam etwas Blaubeere, feines Cassis, aber die ganze Nase hat überhaupt nichts Süßes. Die Kirsche und das feine, ätherische, schwebende dominiert. Auch Lakritze, Veilchen und schöne Salzigkeit. Das liest sich jetzt alles wie Üppigkeit, aber das hat gar nicht Üppiges, sondern wir sind hier enorm fein. Das hatte ich 2018 in dieser Feinheit nicht erwartet. Beim Coudoulet aus dem etwas schwächeren Weinberg war ich nicht so überrascht wie hier beim Beaucastel. Wie kann ein Châteauneuf 2018 so schick rüberkommen? Diese Nase erinnert mich fast an den 2016er, einfach schick und stylisch. Im Mund zeigt er aber dann auch deutliche Muskeln, er bleibt ultrafein und dennoch hat er eine Schärfe im Tannin. Er hat gar nichts Fettes, überhaupt nicht diese immense, übermäßige Reichhaltigkeit wie so mancher Châteauneuf in diesem Jahr. Nein, er hat etwas feines, stylisches, diese Schwarzkirsche, Maulbeere, Cassis, Brombeere, dazu viel Holunder, deutliche Spuren von Lakritze und Veilchen. Aber noch einmal, es bleibt ultrafein und ist dabei immens präsent. Das Tannin hat eine gewisse Schärfe, es laufen Salzspuren die Zunge herunter. Im Reigen der 2018er Châteauneufs ist das so ziemlich der eleganteste Wein den ich probiert habe. Wie kann das sein? Klar, es ist ein großer Teil Mourvèdre in dieser Cuvée und die gibt eben diese schöne Schärfe und diese unglaubliche Struktur, die in 2018 doch vielfach fehlte bei dominanter Grenache. Es gibt viele alte Rebsorten in diesem Beaucastel, die diesem Klimawandel trotzen können, die mit Hitze und Trockenheit gut zurechtkommen. Mourvèdre ist die Zauberrebe schlechthin. Zudem gab es hier ja durch Mehltau circa 70% Mengeneinbußen und das Material was noch übrig war, ist natürlich dramatisch gut gewesen. Zudem größtenteils Grenache betroffen war und Mourvèdre weniger, das hat den Anteil nochmals deutlich erhöht und die Struktur dieses Weines nachhaltig verändert. Und der neue Kellermeister hier, der ehemals beim Mourvèdre Vorzeigebetrieb Domaine Tempier in Bandol tätig war, tut hier sein Übriges. Hier weiß man genau mit dieser Rebsorte umzugehen, so unendlich fein. Das ist einer der ganz großen Weine des Jahres. 100/100