Lobenberg: Die Nase des 15er ist beides, sie ist typisch Beaucastel, aber es ist vielleicht noch typischer der Jahrgang 2015 in dieser unglaublichen Feinheit. Wir haben hier einen totalen Fruchtcocktail aus Kirsche in allen Variationen, und genau das ist eben 2015. Diese helle rote Kirsche, Marzipan, zerdrückte Kirschkerne, ein bisschen Sauerkirsche darunter, erst ganz langsam gesellt sich ein bisschen konzentrierte Himbeere dazu, so unendlich fein. Wir sind hier so fein wie in einem 15er Pomerol. Das Ganze kommt ganz ohne Holzeinfluss, denn der Ausbau geschieht ja nur in größeren Gebinden. Wie immer natürlich biologisch gearbeitet und zertifiziert, alles ist biodynamisch bei Beaucastel. 50% der Beeren wurden als Ganztraube, also mit Rappen, angequetscht und spontan vergoren. Was in 2015 ganz besonders anders ist als in allen Vorgängerjahren meiner Erinnerung, wir bleiben einfach total verspielt und sind trotzdem ganz dicht. Der Wein zeigt Süße und daneben nur seidige Finesse. Dichte ohne üppig zu sein, zum Reinspringen schön. Bei diesem Châteauneuf setzt sich fort, was ich schon bei Tardieu in seinem Cuvée Speciale hatte. Diese unendliche Feinheit, der Mund ist so delikat und hat trotzdem große Spannung, und er fühlt sich fast elektrisch geladen an. Auch hier nur Variationen um die Kirsche, die Mourvèdre mit ihrer häufigen Amarena und eingekochten Pflaume bleibt 2015 auch ganz fein. So verspielt, das ist zumindest für Beaucastel und für mein Empfinden eine andere Dimension in Feinheit und Finesse. Das ist der Stil Beaucastel, den es so hellfruchtig und verspielt sehr selten gibt, aber der für mich alles bisherige in den Schatten stellt. Zumindest in meiner 25 jährigen Verkostungs-Erinnerung. Wenn man burgundische Châteauneufs mag ist 2015 einfach der Jahrgang. Viel mehr kann man darüber nicht sagen, superber Stoff. Der Wein ist sofort trinkbar, man möchte reinspringen. Auch der Besitzer kann sich an keinen besseren Jahrgang erinnern. Diese überragenden Finesse und Köstlichkeit kannte Mathieu Perrin bisher auch nicht. So ist Châteauneuf selten, so ist manchmal vielleicht ein immer finessereicher Clos du Pape. Beaucastel ist sonst häufig etwas profunder, schwarzer und erdiger. Beaucastel wie überhaupt die Rhone war 2015 geprägt von extrem viel Sonne. Hitze gab es nur im Sommer, der Frühling war total sonnig aber kühl. Der Sommer war tendenziell fast etwas zu heiß, manchmal zu trocken. Aber es regnete an den richtigen Stellen, und der Herbst war wie überall in Europa vom skandinavischen Hoch gekennzeichnet, mit Wind, kühlen Tagen und extrem kalten Nächten. Man muss schon sagen gesegnet. Das gibt eben diese Textur, diese enorme Seidigkeit und gibt die volle Reife bei unglaublicher Feinheit und Frische. Für mich best ever. 100/100