Lobenberg: Dieses Jahr circa 50% unentrappt vergoren, das ist immer vom Jahrgang abhängig. Der Anteil der Mourvèdre ist in allen Blends, in denen er beteiligt ist, anteilig stets gestiegen in den letzten Jahren, weil er so gut an die sich ändernden Klimaverhältnisse angepasst ist. Die Vergärung findet hier zu 100% im Betontank statt, immer spontan. Der Ausbau findet komplett in großen Holzfudern und zu einem kleinen Teil in 500 Liter Tonneaus statt. Die Cuvée Tradition 2018 hat ungefähr 2% Vaccarese, 2% Cinsault, 12% Mourvèdre, 10% Syrah und 74% Grenache. Es gibt 2018 wie fast überall in Châteauneuf auch hier sehr geringe Mengen, auch 2017 war die Ernte schon klein bei Bosquet des Papes. Es gibt nur 30.000 Flaschen Tradition und jeweils nur 6.000 Flaschen vom Gloire de Mon Grand Pere und von der Speciale Cuvée Chante le Merle. In normalen Jahren wie 2016 gibt es von den Lagenweinen 10.000 Flaschen und 50.000 Tradition. 2017 war wegen des Frostes reduziert, 2018 wegen des Mehltaus. Der Charakter in allen 3 Weinen zeigt sich ähnlich wie bei unserer Einschätzung bei Tardieu und Clos des Papes. 2018 ist ein sehr reicher, massiver Jahrgang, der allerdings nicht so eine Kombination von Blockbustern und Eleganz hat wie 2016 und 2017. Diese beiden Jahrgänge stellen sich inzwischen als nahezu gleichwertig dar. 2018 ist reicher, hat zwar weniger Farbe, ist aber tanninreicher, das Tannin ist butterweich und samtig. Wir haben eine große Übereinstimmung mit Bordeaux, satte, reiche, samtige Gerbstoffe, etwas weniger Eleganz als 2016. Das heißt im Ergebnis, dass 2018 trotz der geringeren Säure wahrscheinlich einen viel längeren Zeitraum brauchen wir, um zur optimalen Trinkreife zu gelangen, dafür werden es immense Langläufer werden mit diesen butterweichen, extremen Tanninmassen. 100% Grenache, wie gesagt 50% unentrappt. Dieser Wein kommt zu 100% von rotem Lehm, also über Jahrmillionen aus Kalkstein entstandenem Untergrund. Diese reine Grenache Cuvée für die Nicolas berühmt ist, ist häufig das was man als archetypischen Châteauneuf bezeichnen kann. Natürlich ist die Tradition mit ihren 6 Rebsorten eher an der historischen Realität, aber Grenache bildet ja nun auch das Herzstück aller Châteauneufs. Deshalb haben wir in den sortenreinen Cuvées immer das Herz von Châteauneuf in reinster Form im Glas. Die Nase des Gloire ist deutlich feiner als die des Tradition. Wir sind mehr in der reifen, roten Waldhimbeere, darunter dann feine Kirsche, ein bisschen Minze und Eukalyptus kommen mit, die Lakritze ist heller. Das Ganze schwingt deutlich feiner in Richtung rote Frucht, das Terroir spielt die Hauptrolle. Der Mundeintritt ist extrem mineralisch, da ziehen sich die Augen zusammen, die Zunge rollt sich. Wir haben eine wahnsinnige Frische aus 50% Rappen, aber eben auch aus diesem Terroir mit enorm viel Salz, es mag gar nicht wieder verschwinden. Das Ganze in dieser rotfruchtigen Himbeer-Kirsch-Soße, das ist schon phänomenal, unglaubliche Tanninmassen, aber nicht nur butterweich und samtig, sondern auch seidig und verspielt. Eine Orgie in roter, feiner, eleganter Frucht mit Salzkaramellen und etwas Orangenzeste, aber es bleibt bei roter, süßer Kirsche mit Himbeere und einem ganz kleinen Hauch Erdbeere, was typisch ist für Grenache. Unglaubliche Länge, so fein, so verspielt und trotzdem so intensiv, gerbstoffreich, in diesem seidigen Traum. Was kann man diesem Wein vorwerfen? Ich vergleiche einmal mit der Cuvée Speciale von Tardieu, der Wein von Bosquets des Papes ist gar noch eine Spur eleganter, verspielter, man merkt aber deutlich die Handschrift in beiden Weingütern des beratenden Philippe Cambie, des Großmeisters in Châteauneuf, der völlig zu Unrecht als Meister des Barriques verschrien ist. Man sieht es hier und bei Tardieu, Barriqueeinsatz ist bei beiden nicht vorhanden, alles wird im Fuder ausgebaut und im Beton vergoren. Das ist wirklich schicker Stoff, das Manko gegenüber Tardieu ist, dass dieser Gloire fast zu elegant und zu fein ist. Das wird aber dann final durch diesen enormen Salzkaramell- und Himbeergrip wieder wettgemacht wird. Das Terroir ist schon der Schlüssel in diesem Wein. Ich finde das ist großer Stoff und ich finde 2018 in dieser Stilistik fast noch interessanter als 2016 und 2017, aber der Wein muss bitte 10 Jahre weggesperrt werden. Extrem schicker, superber Stoff. 97-100/100