Lobenberg: Die klassische Assemblage aus 80 Prozent Merlot und 20 Prozent Cabernet Sauvignon. Brombeere, Cassis, Trüffel. Heller Kaffee, Lakritze. Weniger auf der fruchtigen Seite, viel mehr erdig und terroirgeprägt. Hier gibt es immer einen Hang zur Überreife, aber nie gekochte Frucht, sondern immer ausgereift und schick bleibend. Das Spannende ist, dass wir hier trotz dieser Reife und dem animalischen Charakter eine total geniale Frische am Gaumen haben. Sauerkirsche, dunkle Schokolade und präzise Mineralität. Ein Oszillograph aus dieser tiefgründigen, erdigen Würze neben total fokussierter Frische am Gaumen. Kraftvoll angehauchtes Tannin im Nachhall gibt den großen Kick. Super Stoff! 94-95+/100 *** François Mitjavile, charismatisches Enfant Terrible der Bordelaiser Weinszene und der anerkannte Großmeister der Merlot-Rebe in Saint-Émilion, betreibt neben seinem Topweingut Tertre Roteboeuf in Saint-Émilion schon lange das Weingut Roc de Cambes an den Côtes de Bourg. Der Wein ist anerkannt der mit Abstand beste Wein der Region und ziemlich sicher gibt es kein einziges Cru, das in dieser Qulitäts-Oberliga spielt. Läge Roc de Cambes in Saint-Émilion, wohin der Wein von der Charakteristik auch ohne weiteres passte, würde er ein Mehrfaches kosten und dieser hohe Preis wäre sogar angemessen. Die Cépage ist 80 Prozent Merlot und 20 Prozent Cabernet Sauvignon. Die mediterranen Jahre spielen François Mitjavile komplett in die Karten. Jahre des mediterranen Charakters, den er so gut beherrscht. Hohe Reife und trotzdem die Kunst, hohe Frische in die Weine zu zaubern. Das kann kaum jemand so wie er. Über die biologische Weinbergsarbeit, über Spontanvergärung und Ausbau muss man bei ihm im Grunde nicht mehr reden. Er ist zu sehr das Vorbild junger Winzer, der kleinen Biodynamiker, der kleinen, hippen Weingüter in Saint-Émilion. Roc de Cambes, anders als Domaine de Cambes vom unteren Hangteil, verfügt eben hier oben über 20 Prozent Cabernet Sauvignon. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.