Lobenberg: Dieses Weingut ist ab dem Jahrgang 2019 nicht mehr nur biologisch arbeitend, sondern auch biologisch zertifiziert. 12 Hektar Rebfläche. Der Erstwein kommt nur von fünf Hektar sehr alter Reben, auf Kalkstein gewachsen. Der Rest geht in den Zweitwein. Die Reben sind inzwischen über 50 Jahre alt. Der Ertrag aus extremer Dichtpflanzung liegt bei 35 Hektoliter pro Hektar, durch eine geringe Pflanzdichte erreicht man jedoch lediglich einen Ertrag von 500 Gramm Trauben je Pflanze. Önologischer Berater ist ein in der Region berühmter Winzer: Christian Veyry, langjähriger Mitarbeiter von Michel Rolland. Das Weingut wird geleitet von der Besitzerin Corinne Chevrier–Loriaud, die hier nur mit ihren Töchtern und ihrem Sohn arbeitet. Alles wird per Hand gelesen und zur Vergärung komplett entrappt. Eine lange vierwöchige Fermentation und anschließend nochmal vier Wochen Mazeration auf der Schale. Die Zusammensetzung der Rebsorten ist 65 Prozent Merlot und 35 Prozent Malbec. Die Fermentation findet spontan im Edelstahl statt, die malolaktische Gärung und der Ausbau im Barrique, allerdings nur zu einem kleinen Teil in neuem Holz. Der Großteil geht ins gebrauchte große Holz. Der Jahrgangsverlauf 2019 war gekennzeichnet von einer leichten »Coulure«, also einer Verrieselung während der Blüte, denn das Frühjahr war eher kühl und feucht. Diese Verrieselung führt zu etwas lockerbeerigeren Trauben – eine qualitativ hervorragende Grundlage, auch wenn es den Winzer Mengen kostet. Bekannt wird 2019 sicherlich auch durch den langen trockenen Sommer mit wenig Regen. Allerdings kam Mitte August der gewünschte Niederschlag, um das Ganze wieder in Gang zu bringen. Durch den langen Stillstand wurde jedoch die Säure hervorragend erhalten. Dieser warme Jahrgang hat zwar die erwartete Reife, aber mitnichten die Schwere wie beispielsweise 2003. 2019 besticht durch seine frische Pikanz. Der Alkoholgehalt des Jahrgangs ist 14,5 Prozent, der pH-Wert lag bei atemberaubenden 3,36 – die Säure bei 3,78. Das belegt das zuvor Gesagte: Ein wirklich reifer und zugleich frischer Jahrgang. Die Cépage entspricht der normalen Verteilung: 65 Prozent Merlot und 35 Prozent Malbec. Aufgrund der immensen Konzentration und Kraft des Jahrgangs ging die Hälfte des Weins zum Ausbau in neue Barriques, die andere Hälfte in Tonneaux und gebrauchte Barriques. Bel Air La Royere ist ein Ausnahmewein, auch aufgrund seines hohen Malbec-Anteils. Eine Art von Malbec, auf die jeder Cahors-Winzer stolz wäre, weil sie einfach so eine grandiose schwarzfruchtige Frische ausstrahlt. Schlehe, Schwarzkirsche, Holunder. Ziemlich massiv und trotzdem frisch. Unterlegt von Zitrus und Eukalyptus, Minze. Der Holunder wird immer deutlicher. Die atemberaubend frische und intensive Malbec wird von der warmen, reichen, üppigen Merlot hervorragend balanciert. Im Mund etwas Teer, Maulbeere, mehr Brombeere und Cassis. Das hatten wir auch 2018, doch 2019 hat noch etwas mehr Pikanz dazu. Die rotfruchtige, frischebeladene Säure balanciert das Ganze ganz hervorragend. Dennoch ist 2019 dem extrem harmonischen 2018er nicht überlegen, er ist nur etwas anders, etwas polarisierender, weil der Oszillograph zwischen frischer Säure, zwischen Malbec und reifer, schwarzfruchtiger Merlot etwas größer ist. Ich würde ihn nicht vor 2018 bewerten, weil mir diese sensationelle Harmonie aus 2018 extrem gefiel. Der individuellere und speziellere Wein und vielleicht größere Wein ist aber wahrscheinlich 2019. Nach 2016 und 2018 ist 2019 der dritte große Jahrgang des Weinguts. Chapeau! 96-97+/100