Lobenberg: Dieses Bioweingut besteht inzwischen aus 12 Hektar Rebfläche, davon aber nur 5 Hektar auf Kalkstein für den Erstwein. 40-50 Jahre alte Reben. Der Ertrag aus Dichtpflanzung liegt bei 35 hl/ha. Önologischer Berater ist Christian Veyry, früherer Mitarbeiter von Michel Rolland, selbst Besitzer eines kleinen Weinguts. Ein sehr kleines Team eines Familienweinguts, Corinne Chevrier-Loriaud mit ihren Töchtern und dem Sohn, alle arbeiten mit. Selbstverständlich wird per Hand gelesen und zur Vergärung komplett entrappt. 4 Wochen Fermentation und anschließend eine lange Mazerationszeit von mindestens 4 Wochen auf den Schalen (Cuvaison) nach der eigentlichen Vergärung. 65% Merlot, 35% Malbec im Jahr 2015. Die Ernte fand zwischen dem 6. und 11. Oktober statt. Die Fermentation war spontan im Edelstahl, Malo und Ausbau im Barrique, nur zum kleineren Teil im neuen Holz, überwiegend im 500 Liter Tonneau, wenig Holzeinfluss also. Die Nase des 2015er ist zurück zur Größe, die dieser Wein auch schon 2010 gezeigt hat, nur deutlich feiner im Jahr 2015. Es braucht hier auf dem kühlen Terroir aber zur Größe scheinbar warme Jahre. Eine ungeheure dichte, weiche, schwarze Kirsche, Maulbeere, Brombeere, etwas Schlehe und schöne erdige Würze, aber alles samtig und mit toller Frische, fast ein wenig Gelbfrüchte, Orangenschale und pinke Grapefruit zeigend. Langsam gesellt sich süße Rot- und Sauerkirsche dazu. Das bringt eine tolle Spannung. Nach und nach und mit mehr Belüftung kommen immer mehr rote Frucht und eine famose Würze. Sanddorn, Waldhimbeere, Walderdbeere, konzentrierte Herzkirsche und ein wenig Sauerkirsche. Nachher kommt auch rote Johannisbeere. Die Sauerkirsche gewinnt dann die Oberhand. Verdammt hohe Intensität im Wein, wirklich spannungsgeladen, vibrierend. Der Mund ist sowohl sehr zart und fein mit polierten Tanninen, hat aber auch durchaus einen tollen, frischen Biss. Sauerkirsche und Schlehe ziehen ihn durchaus lang in den salzigen Nachhall. Der Mund ist nicht ansatzweise so opulent wie die Nase andeutet, sondern eher rassig. Der Wein verweilt für Minuten in diesem schwebenden, frischen, rotfruchtigen Zustand mit dieser sehr eigenwilligen Malbec-Würze und diesem Schlehe-Sauerkirsch-Potpourri. Ein toller und eigenständiger Wein. Ein Unikat aus Blaye und mit nichts aus Médoc zu vergleichen. Eine wirkliche Bereicherung und besser als je zuvor. 94-95+/100