Lobenberg: Der Tolérance ist das Gegenteil seines Namens: einfach gnadenlos! Ein absolut kompromissloser Rosé-Champagner mit vollem Bezug aufs Terroir. Die strenge Ertragsreduzierung auf maximal 40 hl/ha sowie seine Herstellungsart garantieren einen der anspruchsvollsten Rosés der Champagne, anstatt wie sonst oft das klassische Nebenprodukt. Mittlerweile besteht er nur noch aus Chardonnay (rund zwei Drittel) und Pinot Meunier, Letztere aus der Einzellage Les Pontets direkt an der Domaine auf einem sehr hellen, kalksteinreichen Boden. Die niedrige Dosage von unter zwei Gramm pro Liter betont die Stärken des Weins, ungeschminktes, geradliniges und auf die Spitze der Mineralität getriebenes Champagnererlebnis ohne kitschige Eisbonbonfrucht. Leuchtet zart lachsfarben mit Kupferreflexen. Moussiert nur sehr dezent, feinste Bubbles. Im Bouquet hat man zunächst Brombeere und Walderdbeere, auch Holunderblüten, dann dreht der Cassis-Turbo im Nachhall noch ein paar Runden. Bleibt am Gaumen immer elegant, nur 12 Prozent Volumen am Gaumen, lässt aber keine Tiefe vermissen. Ich mag diese Kombination aus Struktur und Tiefe der Frucht, dabei ist er weder so strukturiert wie die tiefroten Rosés aus Riceys in der Aube, aber auch kein easy drinking. Er liegt irgendwo dazwischen mit einer ganz eigenen Art. Zu einem Dessert mit Waldbeeren ist das ein Traum, weil er nicht süß ist und damit einen genialen Gegenpol bildet. Das ist Rosé für Fortgeschrittene, das ist klar. In Verbindung mit der ausreichenden Flaschenreife, die Franck Pascal auch seinem Rosé spendiert, ist das trotz seiner mineralischen Eigenwilligkeit zugleich ein zugänglicher und trinkreifer Rosé mit feinen Anis-Noten, Sauerkirsche und höchster Leichtfüßigkeit. Irgendwie schräg und doch groß!