Lobenberg: Das junge Mädchen auf der Frühlingswiese, das ich eben beim Chambolle Village erwähnte, wird hier erwachsen, ist schon eine junge, selbstbewußte Frau im heiratsfähigen Alter. Rauchige Aromen zur feinen Kirsche, Stein kommt dazu, Struktur. Doch bleiben wir viel weicher, saftiger, runder, sowie zärtlicher als in Gevrey Chambertin Premier Cru. Im Mund ist der Wein weniger verspielt und fein, aber doch genauso saftig wie der Village. Und so ungemein lecker. Es war verdammt schwer, die Fassprobe nicht zu schlucken. Dann hab ich es doch getan und der Schluck hallte lange nach. Aber alles blieb so fein. Eine salzige, mineralische Spur, aber nie erschlagend, nie anstrengend, sondern einfach nur die wunderschön feine Kirsch-Erdbeer-Himbeerfrucht stützend. Das macht so unglaublich Freude. Trotzdem bin ich in Summe der Premier Cru bei Thierry wahrscheinlich eher auf der Gevrey Chambertin-Seite als auf der von Chambolle. Denn dieses bisschen mehr „Pauillac-artige“ mag ich schon auch sehr dazu. Dieser Chambolle driftet schon mehr auf die andere Uferseite in Bordeaux. Er ist ein feiner, zarter Saint-Emilion, vielleicht in seiner Feinheit sogar ein zarter Pomerol. Thierry Mortet ist wirklich eine geniale Entdeckung. Schön, dass ich jetzt anfange, mit ihm zusammen zu arbeiten. Ich hätte es früher tun sollen. Er hat ein idealtypisches Portfolio mit seinen 4 Traumweinen. Das ist wie Sylvain Pataille, bestes Preis-Leistungsverhältnis. 97+/100