Lobenberg: San Giuseppe kommt aus der Parzelle mit den ältesten Reben der Großlage Bricco Boschis. Im Moment liegt er noch im Fass. Er reift immer fünf Jahre im großen Holzfass und anschließend noch ein Jahr auf der Flasche. Die Reben sind mehr als 50 Jahre alt und stehen in Süd- und Südwestexposition. Es ist im Grunde eine Auskopplung aus dem Bricco Boschis mit längerem Ausbau. San Giuseppe ist der etwas komplexere Wein als der Vignolo, weil das Terroir eine Mischung aus weißem Lehm und Sand ist und das in Schichten. Vignolo ist etwas uniformer im weißen Lehm und Aktivkalk. San Giuseppe ist auf der einen Seite der feinere Wein, auf der anderen Seite eben der deutlich komplexere Wein. Vignolo ist ein Muskelmonster für die Ewigkeit, San Giuseppe hingegen eine verspielte Schönheit. Tiefes, leuchtendes Rubinrot. Opulente Nase mit mächtigen Pflaumen und konzentrierter Brombeere. Getrocknete Kräuter, Salbei, Tabak, würzige Fleischbrühe, weißer Pfeffer. Nach ein paar Minuten im Glas kommen getrocknete Orangenschalen hinzu. Dieser San Giuseppe hat in Summe eine tiefe ätherische Aromatik auf dunkler, immens konzentrierter Frucht. Unter all dieser dichten Würze verbirgt sich auch eine tiefergehende florale Aromatik. Im Mund sind die Tannine ultra fein poliert, aber sie türmen sich doch mit jedem Schluck mehr und prominent im Mund auf. Saftige dunkle Kirsch- und Brombeere legen sich auf die Zunge. Dazu kommt diese verspielte Kräuterwürze und die salzige Mineralität. Dunkle, 100-prozentige Schokolade und Lakritz betonen die dezent rauchige Mineralität. Alles ist in diesem Wein ultra komprimiert. Ein großer, klassischer Barolo der Extraklasse, der trotz seiner monumentalen Größe durch die immense Frucht herrlich balanciert über die Zunge schreitet. Es werden 7-8.000 Flaschen plus ein paar Magnums gemacht. In diesem großen Klassik-Jahrgang ist der San Giuseppe kein unkontrollierbares Biest, sondern ein eleganter, unendlich vielschichtiger, erhabener Wein. Griffig, saftig und vielschichtig ist er für mich ein Barolo der Perfektion. In diesem Ausnahmejahrgang verdient er allerdings mindestens 5-10 Jahre im Keller. Der daneben probierte Jahrgang 2020 wird hingegen ob seiner saftigen Schönheit in der Zwischenzeit bereits früher zugänglich sein.