Lobenberg: Der Gaisböhl ist eine Monopollage von Bürklin-Wolf. Buntsandstein, Verwitterung, sandiger Lehm und ein bisschen Kalkmergel. Eine der wärmeren Lagen des Gutes. Ein bisschen weiter in der Ebene gelegen mit etwas mehr Sonneneinstrahlung pro Tag. Südosthang, also weniger Abendhitze. Alte Reben, biodynamisch bewirtschaftet, wie alles hier. Seit Kurzem werden alle Weine recht warm vergoren, es gibt keine Kühlung mehr, das nimmt den Weinen nochmal etwas Frucht in der Jugend und gibt mehr Struktur. Und auch 2022 haben wir hier diese geballte Struktur und Tiefe bei so unglaublicher, kristallklarer Präzision – warme Lage, warmer Jahrgang? Da würde ich hier niemals drauf kommen. Helle Steingkeit, kühl anmutende, reduktive Kreide- und Feuersteinspannung. Satter Druck aus dieser tiefen Steinigkeit, dann kommt helles Steinobst dazu und damit doch mehr die pfälzische Ader zum Vorschein. Hellgelbe Frucht in Kombination mit immensem Schub aus Zitrusfrucht. Amalfizitrone, auch eingelegte Zitrone, Zitronengras und etwas Ingwerschärfe. Der Gaisböhl ist ohnehin der Wein, bei dem Kellermeister Nicola Libelli nochmal die größten Fortschritte gemacht hat. Jedes Jahr bin ich mehr begeistert von diesem Wein, weil er früher fruchtiger und manchmal auch etwas fetter daherkam, nun aber so klar definiert ist. Er hat mehr Power und Konzentration als die PC-Weine, kommt dann mit richtig viel pfälzischem Schub auf die Zunge. Saftig und gelbfleischig mit kristalliner Zitrusfrucht umspielt, die aber null aggressiv ist, einfach reif, elegant und geschliffen daherkommt. Satter Grip im Mund, die Tannine ziehen an den Backen, lang und intensiv, aber die schicke Frucht steht dagegen. Sehr steinig und salzig-mineralisch im Finale. Nicht ganz so straff, nicht ganz die hohe puristische Dramatik wie im 21er, aber dennoch enorm spannungsgeladen. Gaisböhl wird wirklich jedes Jahr besser. 97+/100