Lobenberg: Seit 2018 macht Sylvain Pataille also auch einen Bouzeron. Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der Großmeister der Aligoté einen Wein aus der Hauptstadt der Rebsorte macht. Bouzeron liegt im Süden des Burgunds an der Côte Chalonnaise bei Mercurey. Es ist die einzige kommunale Appellation, die Aligoté tragen darf und auch einzig diesem vorbehalten ist. Sylvain hat natürlich keine Weinberge dort unten im Süden, aber da er eine Koryphäe der Rebsorte ist, hat er in diesem Ort natürlich viele Bekannte und Freunde. Von einem davon bekam er dieses Jahr ein paar Trauben, um einen Bouzeron im Pataille-Stil zu vinifizieren. Der kühle Stil des Nordens trifft auf die Trauben des Südens, sehr spannend. Die Aromatik wirkt hier etwas horizontaler, gesetzter, erdiger, nicht ganz so extrem in der beflügelten Frische wie Sylvains Aligoté aus Marsannay. Auch die Frucht hat weniger zitrischen Einschlag, wird etwas reifer, etwas gelber, mehr auf gebackenem Apfel und Aprikose laufend. Im Mund kracht es dann aber wieder richtig rein, hier wird es unverkennbar ein Pataille, sehr griffig mit Zitrusfrucht, die über kreidige Phenolik läuft, ganz feine Tannine, unglaublich viel Grip im Mund. Die Augen ziehen sich zusammen, weil der Wein so ein strukturelles Ereignis ist am Gaumen. Viel Kraft, die aber völlig schwerelos wirkt, man spürt es kaum. Der ganze Mund wird kreidig belegt, zitrisch durchspült, alles läuft gerade aus, sehr dynamisch, nachhaltig und lang. Toller Wein im Spannungsfeld zwischen Patailles nordischem Weinstil und der südlichen Fruchtreife. Sylvain beherrscht auch die Côte Chalonnaise, wie es scheint. 95+/100