Lobenberg: In 2024 haben wir nochmal Shaman 19 nachgekauft. Eine Assemblage aus überwiegend Pinot Noir und Chardonnay. Die Shaman-Linie sind die Basischampagner von Marguet, aber von der Stange bekommt man beim akribisch arbeitenden Freigeist Benoit Marguet nichts. Gerade auch die Shaman-Weine sind sehr charakterstark und bekommen einen extrem sorgfältigen An- und Ausbau. Alle Trauben stammen aus Demeter-zertifiziertem Anbau, seit 2010 werden alle Lagen ausschließlich mit dem Pferd bearbeitet. Benoit Marguet ist ein perfektionistischer Dogmatiker, was seine speziellen naturnahen Anbaumethoden angeht. Die Shaman-Champagner stehen ebenso für den expressiven Marguet-Stil wie die herausragenden Villages. Die Trauben stammen vollständig aus der Ernte 2019 und nur aus Grand Cru Weinbergen in Ambonnay. Aus dem Glas weht die typische Marguet-Nase von gerösteten Äpfeln, gelb und rot, zarte Rauchnoten, Hefeteig, viel Kreideunterlegung. Schöne Reife zeigend, offenherzig aber dennoch spannungsgeladen und präzise. Auch Walnuss, Johanisbeere. Geniales Spannungsfeld aus frischen, kreidig-mineralischen Noten und den etwas wilden, oxidativen Aromen, die Marguets Champagner immer auszeichnen und unverkennbar machen. Auch Wildkirsche und Waldhimbeere. Wirkt gleichzeitig fein und wild, total spannender Stoff. Am Gaumen rassig und pikant, grüne Aprikose, Walnuss, Sauerkirsche, Hefezopf. Die Säurestruktur ist präsent und formgebend, aber eher weich und sehr gut eingebunden, nimmt keine dominante Rolle ein, sondern untermalt den ansonsten durchaus intensiven Charakter des Shaman auf sehr geschmeidige und angenehme Art. Feine Zitrusfrische in der Mitte, etwas Zitronenmelisse. Das Finish ist von ungeheuerer Salzigkeit getragen, sehr pikant, fast eine leichte Ingwerschärfe dazu. Das ist schon ein bisschen Freakstoff und definitiv weit weg von den Basisweinen der großen Häuser. Ein Charakterkopf, wie der Macher Benoit Marguet es eben ist. Komplexe Aromatik mit mineralischen und oxidativ-aufgefächerten, zupackenden Elementen, die auch den Holzeinfluss durchscheinen lassen. Dazu die feine Rotbeerigkeit und das Volumen des Pinot Noir. Das ist schon eine wilde Mischung, sehr Marguet, sehr genial. 93-94/100