Lobenberg: Beaune 1er Cru Greves, zusammen mit Les Bressandes wohl die beste und berühmteste Lage in Beaune, quasi fast direkt in der Stadt gelegen, nur wenige namhafte Eigentümer tummeln sich hier. Die Parzelle von Nicolas Potel hat gerade einmal 0,2 Hektar und liegt in Ost-Südost-Ausrichtung. Dieser Weinberg wurde nachweislich im Jahr 1904 gepflanzt, also eine weit über 100 Jahre alte Rebanlage. Über die letzten 10 Jahre hat Nicolas Potel hieraus eine Selection Massale wissenschaftlich abgeleitet und neu in die Lücken gepflanzt. Bei Bellene stammt generell alles aus eigenen Weinbergen, die biologisch bearbeitet werden, keinerlei Herbizide und Pestizide werden eingesetzt. Für den Greves werden 100% Ganztrauben verarbeitet. Vier bis fünf-tägige Kaltmazeration mit minimaler Schwefelung, um die Arbeit der traubeneigenen Hefestämme zumindest etwas einzudämmen, man möchte überwiegend mit den Kellerhefen spontanvergären. Ausbau im neuen und gebrauchten Barrique. Dieser Greves ist unglaublich typisch für Beaune mit dieser etwas feineren Art eines dichten, üppigen Pommards. Das ist wahrscheinlich die interessanteste Appellation, wenn man in der Cote de Beaune reiche, vollmundige Weine und gleichzeitig hohe Mineralik haben möchte. Auch im 1er Cru Greves haben wir diese feine Lehmschicht über dem Kalkstein und damit diese fruchtbare und komplexe Bodenstruktur. Die Nase zeigt Rosenblätter, tiefe, reiche Pflaume und Zwetschge aber auch Walderdbeere und Waldhimbeere. Darunter süße Kirsche und eine feine Üppigkeit, schon hier mit Mineralik und Kalkstein durchzogen. Im Mund dann diese unvorstellbare Konzentration aus den uralten Reben. Aber die Konzentration kommt hier nicht über Dicke und Fett, sondern über die subtile Mineralität, der ganze Mund zieht sich zusammen, die Zunge rollt sich, die Augen werden schmal. Eine grandiose Säure, extreme Tanninmassen, aber alles ultrafein und lang hinten raus mit einer Salzspur die Zunge hinab laufend. Im Prinzip ist das so fein wie ein Wein aus Chambolle-Musigny aber gleichzeitig den inneren Reichtum und die Fülle und Üppigkeit eines Weines von der Côte de Beaune ausstrahlend. Das Ganze ist mit intensiver Frucht unterlegt. Das ist schon ein Hammer-Wein, der auch durchaus anstrengend ist in seiner Intensität. Nach der Ganztraubenfermentation mit Spontanhefen wird der Greves im 600 Liter Demi-Muid (Halbstück-Fass) ausgebaut. Das Ergebnis ist in 2017 noch immenser als in 2015 geraten, vielleicht auch weil die Selection Massale jetzt noch mehr zum Tragen kommt, es gibt nur winzige Mengen. Das ist ultrafokussiert und gleichzeitig so wahnsinnig komplex. Es gibt nicht viele Rotweine an der Côte de Beaune, die an dieses Level herankommen. Klar, man kann über Corton sprechen, aber da sind wir preislich auch auf einem zum Teil abgehobenen Niveau. Alles außerhalb des Corton muss sich mit diesem Wein hier messen. Man kann sogar soweit gehen und sagen, dass sich der Greves 1904 mit dem Volnay Clos des Ducs von Marquis d’Angerville messen kann. Wir sind hier durchaus auf diesem Level, nur kommt das Ganze hier eben aus Beaune. Das ist phänomenal und der beste Beaune 1er Cru, den ich je probiert habe. 97-98+/100