Lobenberg: Die Trauben werden komplett entrappt, Kaltmazeration im Beton, spontan vergoren. Malo und Ausbau für rund 18 Monate in überwiegend gebrauchten Barriques. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Nathalie Tollot ist kein Freund von Neuholz, im Betriebsschnitt sind es nur 20 bis 25 Prozent. Tollot Beauts Stil ist an der Cote de Beaune was Jean Grivot an der Cote de Nuits ist. Beaune ist der archetypischste Ausdruck der südlichen Côte d‘Or, auch wenn Pommard und Volnay hier und da die erste Geige spielen. Der Maßstab ist schon die Gemeinde Beaune, die Mitte zwischen den Extremen vom Corton bis Volnay. Und hier in der Mitte ist Tollot Beaut mit seinem 1er Cru Clos du Roi vs. 1er Cru Grèves immer ganz vorne dabei. Die beiden Lagen werden immer zuerst geerntet, in 2020 am 21. August. Beaune Grèves liegt nord-westlich oberhalb der Stadt, relativ mittig am Hang mit perfekter Exposition. Schon die Römer erkannten das Potenzial dieser Lage und pflanzten hier Reben, legten Mauern und Wege an, deren Überreste noch heute zu sehen sind. Ein sehr spezielles Terroir mit einer uralten Geschichte, das bereits viele große Weine hervorgebracht hat. Das sehr spezielle Terroir des Greves, ein urzeitliches Flussbett, prägt den Wein in seiner hohen Mineralität, meist kalkig, salzig, eher karg, rau und kantig als süß. Der Name leitet sich von den „Gravieres“ ab, eben diese kiesige Steinschicht, die den Weinberg belegt. Beaune Grèves ist nicht nur bei Tollot Beaut, sondern bei allen Erzeugern, immer deutlich strukturierter als die meisten anderen Weine der Côte de Beaune. Hier trifft sich am ehesten die Struktur der Côte de Nuits mit der Wärme und Reichhaltigkeit der Côte de Beaune. Hier haben wir so satte Mineralität, Kalkstein, weißer Lehm, Salz. Eben Struktur über der reichlichen Kirsche. Gerade in einem Jahrgang der dazu neigt in Schönheit zu zerfließen, der dazu neigen kann vom Charme dominiert zu werden, ist dieses Plus an Struktur so unglaublich wichtig. Nur einen halben Hektar hat Tollot in dieser legendären Lage, die 2020 ungewöhnlich viel süße Frucht und Charme abbekommen hat. Der Wein fließt am Ende auf der rasiermesserscharfen Frische davon, die der süßen Frucht wirklich Flügel verleiht.. Dieser Pinot Noir hat wirklich den Hang zur Größe und bringt dennoch den Charme der wollüstigen 2020er mit. Ein wunderschöner Pinot Noir, der sowohl die Brillanz der Lage als auch die Intensität des Jahrgangs widerspiegelt. 95-96+/100