Lobenberg: Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Nathalie Tollot ist kein Freund von Neuholz. Die 1er Crus haben circa 20-30% und auch die Grand Crus immer nur 50% Neuholzanteil. Im Gegensatz zum Beaune 1er Clos du Roi hat Grèves wenig Probleme mit heißen und trockenen Jahren, weil der Boden von feinen Wasseradern durchzogen ist und somit immer etwas bereithält. Grèves wurde dennoch genau wie Clos du Roi am 10 September vor 8 Uhr morgens in einem Rutsch gelesen. Beaune Grèves sitzt relativ mittig über der Stadt Beaune, mitten im Sweetspot der besten Lagen der Gemeinde. In den alten Aufzeichnung war es stets als Tête de Cuvée klassiert, also das was heute zumeist als Grand Cru klassifiziert ist. Grèves hat definitiv herausragende Qualitäten und ist fraglos eine der besten Lagen der Côte de Beaune, dennoch – zu unrecht – immer etwas hinter berühmteren Namen zurückstehend. Dadurch sind aber auch die Preise erfreulicherweise noch im moderaten Bereich für viele Beaune Grèves, wer klug ist, schlägt hier zu. Die Nase ist fein und harmonisch, sehr präzise, geradezu kristallin, mit sehr purer Frucht. Dunkle Kirsche, Sauerkirsche, Johannisbeere, schöne Mischung aus roter und schwarzer Frucht, sowie frischer und sehr reifer Frucht. Hohe Spannung und zugleich hohe Reife. Man riecht bereits eine intensive Phenolik, dazu einen fein verwobenen Holztouch, der die Komplexität noch weiter erhöht. Insgesamt wirkt der Grèves trotz seiner dunklen Frucht sehr strahlend und hell. Man spürt die hohe Frische aus der frühen Lese, die Knackigkeit der Frucht, die Brillanz der Aromen, alles vibriert, strotzt vor Energie und Saft. Grèves hat unglaublich viel Strahlkraft, Salz und Mineralanmutung, etwas zupackend kreidiges, auch graphit- und eisenartiges, dazu pfeffriges, das ist schon sehr typisch für diese komplexe Lage. Dennoch überstrahlt die vollreife, satte, wunderschöne Frucht im momentanen Stadium noch diesen Mineralcharakter, nimmt alles ein. Der Wein wird sicher 8 bis 10 Jahre brauchen, um seine volle Komplexität und Würze zu entfalten. Aber es wird auch die höchste Freude sein ihn in den ersten 12 Monaten nach dem Release in dieser hedonistischen Fruchtphase zu einem Boeuf Bourguignon zu genießen. 2019 ist überwältigend in seiner Reichhaltigkeit, Intensität und Frische, das ist schon eine Köstlichkeit. 96+/100