Auxey Duresses Patience No. 14 Blanc 2021

Agnes Paquet: Auxey Duresses Patience No. 14 Blanc 2021

Zum Winzer

95+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 95+/100
6
Frankreich, Burgund, Cote d'Or
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Auxey Duresses Patience No. 14 Blanc 2021

95+
/100

Lobenberg: Eine Spezialcuvée aus Auxey-Duresses von uralten Reben, zudem eine Late-Release-Version mit längerer Fassreife. Agnes hat mit dieser Abfüllung ausprobiert was fast zwei Jahre im Fass, anstatt der üblichen 10 bis 12 Monate dem Wein geben würden. Und das Ergebnis war dermaßen positiv, dass sie den Patience Blanc nun immer zwei Jahre ausbaut. Die Bodenarbeit wird ohne chemische Herbizide betrieben. Alles wird in selektiver Handlese geerntet. Nach der Ganztraubenpressung erfolgen Gärung, biologischer Säureabbau und Ausbau seit 2016 jetzt zum ersten Mal im 350 Liter Halbstückfass und nicht mehr im traditionellen Burgunder-Barrique. Die Nase ist sehr zurückhaltend, ganz dezent vom Holz geküsst, nur im Hintergrund wahrnehmbar, mehr vom Hefeausbau geprägt, Popcorn, gelbe Pflaume, Mandeln, Walnuss, Renekloden, erstaunlicher Weise etwas Sanddorn und ein Hauch Kimchi. Der Wein erinnert an die großen Weine von Sylvain Pataille aus Marsannay, ein größeres Kompliment kann ich nicht machen. Im Mund leitet den Chardonnay eine feine Säure, die von der kühlen Appellation berichtet. Das ist ein ganz schlanker Chardonnay, zart und elegant am Gaumen, fast tänzelnd für einen weißen Burgunder, und doch ungemein hintergründig und voller Energie. Sehr kühl und salzig. Mit viel Druck und feiner Frucht. Sehr schöne Länge. Agnes betreibt hier keine Batonnage, also das Aufrühren der Hefe, daher bleibt der Auxey-Duresses so wunderbar auf der filigranen Seite. Die durchschnittlich 80 jährigen Reben, die hier in den Wein wandern, sorgen für den nötigen Tiefgang. Ganz feiner weißer Burgunder, so eine Art zarter und superfiligraner, extrem individueller und eigenwilliger, superschlanker Chassagne Montrachet. Die große Freude am Trinken kommt zumindest für den versierten Genießer auf! 95+/100

Jahrgangsbericht

Was für ein unglaubliches Jahr! Auch im Burgund sind wir klimatisch wie charakterlich back to the roots der 80er bis 90er Jahre. Nach einer Serie von heißen bis extrem heißen Jahren seit 2015 eine wirklich willkommene Abwechslung. Die Weine sind berauschend frisch, saftig, straff und explosiv, kristallklar in ihrer Anmutung und Transparenz für die Terroirs. Gerade Letzteres ist ein Profil, das in manchem heißen Vorjahr nicht immer gegeben war. Ein Jahr für echte Burgund Afficionados, für Liebhaber der großen Klassik und der schlanken Finesse. Auf einen recht »normalen« Winter bezüglich Regen und Temperatur folgte ein ungewöhnlich rascher und warmer Frühling mit annähernd 30 Grad gegen Ende März. Der Austrieb erfolgte daher 10 Tage früher als erwartet, also Anfang statt Mitte April. da nahm das Drama seinen Lauf… denn eine Serie von brutalen Frostnächten vom fünften bis zum siebten April verwüstete Weite Teile des Mâconnais, der Côte Chalonnaise und an der Côte d’Or vor allem die Côte de Beaune, denn Chardonnay treibt früher aus als Pinot Noir. Aber selbst nördlichen Bereiche der Côte de Nuits wurden teils noch getroffen, wenn auch deutlich weniger. Nicht nur im Burgund, sondern in ganz Frankreich und Europa eine der kleinsten Weinernten seit Jahrzehnten – puh! Ein maßgeblicher Grund für die weiterhin galoppierende Preisentwicklung der Region. Es gibt einfach zu wenig Wein für die Welt. Der Sommer war eher kühl und sehr regenreich, mit 300mm doppelt so hoch wie normal. Die Trauben wuchsen und reiften entsprechend langsam und spät heran. Erst Mitte August kam die Wende mit beständig sonnig-warmem, trockenem Wetter. Die Lese begann dennoch viel später als in allen Vorjahren, meist erst ab der zweiten, dritten Septemberwoche im Süden des Mâconnais und der Côte Chalonnaise. Gegen die dritte, vierte Septemberwoche waren dann auch die kühleren Gemeinden wie Gevrey und Marsannay dran. Das unbeständige Wetter und einige Herbststürme entlang der Côtes hat die Erträge noch weiter dezimiert, sodass viele nur um die 15 bis 30 Hektoliter geerntet haben in Weiß und Rot. Die Lese zog sich in manchen Gemeinden bis Ende Oktober hin, das gab es kaum in den letzten 20 Jahren. Der Pflanzenschutz war eine Sisyphusarbeit, gerade die Biowinzer mussten quasi durchgehend rennen und auf ihre Sommerurlaube verzichten. Ein Nonstop-Job. Wer sauber gearbeitet hat und ein erfahrenes Leseteam einsetzt, konnte aber brillante, glockenklare Weine ernten. Nehmen wir mal Nicolas Potels Domaine de Bellene als Beispiel: Alkoholgrade im Schnitt um 13 Prozent, keinerlei Anreicherung nötig, keine Entsäuerung. Geht es noch besser?! Lange hatte ich nicht mehr so feine, verspielte, tänzerisch-leichte Pinot Noirs mit strahlend süßsäuerlicher Rotfruchtigkeit auf der Zunge! Weniger würzig-schwarzfruchtig-drückend als die Vorjahre. Einfach traumhaft schön zu trinken, zugänglich, geschliffen, die Tannine kaum spürbar. Die Chardonnays sind wieder etwas zitrischer, auch intensiv kräuterig-minzig und haben diesen spannungsreichen grünlichen Touch in der Frucht, den wir alle so lieben. Hohe Säuren, die aber gut von den hohen Extrakten aus den niedrigen Erträgen gepuffert werden. Eigentlich ist 2021 der Inbegriff dessen, worauf viele Winzer heute hinarbeiten, feine Strukturen, die sich trinkig und geschmeidig anfühlen, infusioniert eher denn extrahiert. Entsprechend waren fast alle absolut begeistert vom Profil der Weine 2021. Einige äußerten aber auch bedenken, ob die überwiegend angelsächsischen Journalisten den Jahrgang ebenso schätzen würden, denn er ist eben sehr oldschool und aromatisch und strukturell weit von den mediterranen Blockbustern von 2018 bis 2020 entfernt. Für mich persönlich ist 2021 Burgund ein wunderbares Highlight, von dem ich mir selbst mehr als von den Vorjahren in den Keller legen werde, weil es die pure Finesse ist. Wer erst in den letzten fünf Jahren mit dem Burgund angefangen hat, der wird den Sprung zu den 2021ern deutlich merken. Genießer, die sich schon 20 Jahre und mehr durch die Region trinken, werden sich in wohlig und genussreich an die Weine von Vorgestern erinnert fühlen, aber mit der geschliffenen Perfektion der Moderne. Für mich, ein wunderschöner Jahrgang.

Mein Winzer

Agnes Paquet

Agnes Paquet hat nach dem Abitur Wirtschaft studiert, es war anfangs nicht ihr Ziel einmal als Winzerin zu arbeiten. Seit Generationen befinden sich einige winzige Parzellen Rebland im Familienbesitz. Die Großeltern arbeiteten noch als Winzer, ein hartes Leben und für die Eltern eher abschreckend....

Auxey Duresses Patience No. 14 Blanc 2021