Lobenberg: Aus gemischtem Satz verschiedener autochthoner Rebsorten erzeugt und dann 10 Jahre im Fass belassen. 20 Volumenprozent Alkohol. Meines Erachtens gehört da schon Mut zu, aus einem einfachen weißen Port, der allerdings bei Niepoort schon überragend ausfällt, eine 10-Jahres-Version zu riskieren. Ich bin vor der Verkostung schon sehr gespannt. Zuvor hatte ich den Text des frischen White Port gemacht. Der 10-jährige übertrifft naturgemäß die Intensität und die Dichte in der Nase. Die aufgelöste Quitte wird jetzt karamellig. Von Anfang an mit karamellisierten Boskoop-Äpfeln und in Zucker eingelegter Limetten- und Orangenschale. Deutlich Orangenschale. Was für eine Nase! Fast ein bisschen Oloroso-Sherry, aber daneben diese intensive Frucht und die salzig-karamellige, mit vielen Gewürzen unterlegte Begleitspur. Viel Minze und deutliche Waldmeisternoten daneben. Das ist schon lustig und sehr intensiv. Auch deutlich Wermuth-Eigenschaften. Konzentrierter, gelber, süßer, dicker, reicher Wermuth. Was für ein Kracher im Mund! Alles, was ich für den normalen weißen Port gesagt habe, kann ich für den 10-jährigen auch sagen. Es braucht ein etwas dickeres Portemonnaie, um genau diesen 10-jährigen als Basis für jegliche Cocktails zu nehmen. Grandioser Stoff, aber auch alleine immens. Klar, mit Tonic, Gin, oder Vodka auf Minze ideal. Alles geht. Aber dieser 10-jährige Port steht auch ganz allein. Oder zum Käse, zum Dessert. Grandioser Stoff, immense Länge. Ich hätte nicht gedacht, so einen weißen Port jemals zu trinken. Ein wirklich tolles Erlebnis! 94-95/100