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Im Portrait

Emmanuel Giboulot

Keller von Emmanuel Giboulot

Die Domaine Emmanuel Giboulot steht für Bio-Weinbau in zweiter Generation. Der Vater 1975 hat mit einem Hektar in Beaune angefangen, von Anfang an gab es hier Bio total. Emmanuel kannte also nichts anderes und hat diesen biologischen Weinbau ab seiner Übernahme 1985 stetig verfeinert. Auch er sieht sich in erster Linie als Landwirt und nicht als Önologe. Die logische Folge für Emmanuel Giboulot war, schon 1996 die gesamte Domaine biodynamisch zu betreiben und zu zertifizieren. Damit ist er einer der Pioniere zusammen mit Leroy und Leflaive, die unter Anne-Claude und Pierre Morey etwa zur gleichen Zeit angefangen haben, ihre Weinberge so umzustellen. Giboulot gehört zu einer kleinen Gruppe von Winzern, die den burgundischen Weinbau derzeit revolutioniert haben. Viele sind ihnen anschließend gefolgt, wie wir heute wissen. Emmanuel bewirtschaftet heute rund 12 Hektar, davon etwas weniger als die Hälfte in der Côte de Beaune, dazu auch in den Hautes Côtes und der IGP Saint-Marie-La-Blanche ein paar Kilometer südwestlich von Beaune. Emmanuel Giboulot ist Mitglied im Biodyvin-Verband.

Und die Qualität gibt ihm recht, denn die Weine sind herausragend.

Seine konsequente Überzeugung ohne systemische Spritzmittel gegen Krankheiten und Unkraut auszukommen trug er 2014 bis vor Gericht, als er sich gegen die Anordnung der Behörden stellte eine Notspritzung gegen einen weitreichenden heftigen Fäulnis-Ausbruch durchzuführen. Zunächst verurteilt, weil er sich der Anweisung vehement widersetzte, sprach ihn das Gericht in späterer Instanz frei, weil er im Grunde das Recht auf diese Weigerung hatte. Egal welche Hürden das Wetter Giboulot in den Weg stellen mag, er folgt seinen Prinzipien eisern. Und die Qualität gibt ihm recht, denn die Weine sind herausragend und einzigartig in ihrer Geschmacksausprägung, nahezu mit nichts im Burgund zu vergleichen. Ungeschminktes, pures Terroir – aber auf eine saftige, nicht selten verspielte, unkonventionelle, irgendwie auch wilde naturbelassene Art. Dennoch mit einer sagenhaften Tiefe und Alterungsfähigkeit, trotz sehr niedrigem Schwefeleinsatz. Man muss die Weine selbst geschmeckt haben, um es wirklich zu verstehen.

Nur die wenigsten Insider dürften von diesen Crus wie Les Chatelaines oder Les Pierres Blanches schon einmal gehört haben.

Und Giboulots Terroir ist mehr als spannend, denn ein Großteil seiner Lagen gehört zu einer der kleinsten Appellationen des Burgunds, der Côte de Beaune. Nicht zu verwechseln mit dem ebenso genannten Landstrich südlich von Beaune, der sich von Pommard bis zur Côte Chalonnaise erstreckt. Die Appellation Côte de Beaune beschreibt ein paar Hektar Land, die in der Montagne de Beaune direkt oberhalb der besten Premiers Crus der AOC Beaune liegen. Noch etwas weiter oben oberhalb der Waldgrenze beginnen dann die Hautes Côtes de Beaune, wo etwa Agnès Paquet unterwegs ist. Wie üblich ist das Terroir oben an der Waldgrenze kühler, ungefähr 300 bis an die 400 Meter hoch, also eine klare Hochlage im Burgund. Der Boden ist oft karg und steinig, es gibt hier weniger Erdauflage als in den darunterliegenden Crus wie Beaune Grèves oder Bressandes, die mehr Lehm haben und damit mehr Power. Nur die wenigsten Insider dürften von diesen Crus wie Les Chatelaines oder Les Pierres Blanches schon einmal gehört haben, zu selten und unbekannt sind diese kleinen Berglagen. Aber Emmanuel Giboulot ist der Meister, der diese karg-salzigen, waldig-kühlen Lagen pur und spannend in die Flasche bringt. Mich erinnern Giboulots Chardonnays oft an Chablis Crus, weil sie eine vergleichbare vibrierende Säurestruktur und kompromisslose, kreidige Griffigkeit haben. Wer einmal die Steinigkeit von Les Chatelaines auf der Zunge hatte, versteht wovon ich spreche. Die Pinot Noirs sind hingegen zugänglich und saftig-fein, auch hier ist die Frische stilprägend und die Tannine meist eher zart. Rotfruchtige Finesse ist das Stichwort. 

Er arbeitet also so archaisch wie möglich, aber handwerklich state-of-the-art.

Es geht Emmanuel vor allem um Puristik. Selbst auf moderne Pressen verzichtet er noch immer, er nutzt eine alte, mechanische Schneckenpresse, die viel Trub erzeugt. Natürliche Sedimentation und rein spontane Vergärung. Er nutzt fast nur gebrauchte burgundische Fässer. Keinerlei Schwefelgabe während des Ausbaus, wenn es nicht unbedingt sein muss. Erst zur Abfüllung gibt es ein bisschen zur Stabilisierung. Emmanuel Giboulot macht schwefelfreie Versuche seit den 1990ern, aber für ihn macht es keinen Sinn, ganz darauf zu verzichten. Er ist nicht dogmatisch in seinen Ansätzen, deshalb haben seine Weine alle etwas zugesetzten Schwefel, aber meist nur minimal. Legere Filtration vor der Abfüllung nach rund einem Jahr Ausbau. Er arbeitet also so archaisch wie möglich, aber handwerklich state-of-the-art. 

Eigenartig… und großartig!

Emmanuel Giboulot gehört für mich, nicht nur wegen seinen Weinbergen in den Berglagen von Beaune, sondern auch wegen seinem puren und dennoch so wohlschmeckenden Stil zu den spannendsten und interessantesten Domaines im Burgund. Eigenartig… und großartig – willkommen bei Giboulot im wilden Hinterland von Beaune.