Schäfer Fröhlich: Riesling Felseneck Spätlese Goldkapsel 2024

Schäfer Fröhlich: Riesling Felseneck Spätlese Goldkapsel 2024

VDP

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süß
7,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2060
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
mineralisch
3
Lobenberg: 95–97/100
Suckling zu 2023: 97/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Felseneck Spätlese Goldkapsel 2024

95–97
/100

Lobenberg: Laut Tim Fröhlich ist 2024 ein Mega-Jahr, fast zu schön, um wahr zu sein. Dort, wo es keine Frostschäden gab, war es so trügerisch gut, sodass man aufpassen musste, sich nicht in zu großer Sicherheit zu wiegen. Perfekte Trauben in Bockenau, nur in Schloßböckelheim gab es herbe Verluste, Felsenberg ist sehr wenig, Kupfergrube ist ein Totalausfall. Der Sommer war moderat, nicht zu heiß, mit genug Regen, dass immer Wasser im Boden war. Da Tim den Pflanzenschutz im Griff hatte, war es im Grunde relativ entspannt über den Sommer, der dann zur Reife hin nochmal etwas abgekühlt ist. Die Lese begann erst Ende September, für Riesling sogar erst Anfang Oktober, also eine eher späte, quasi »normale« Lese. Sehr hoher Arbeitsstunden-Aufwand mit Entblätterung und Pflanzenschutz zur richtigen Zeit, dafür konnten annähernd perfekte Trauben gelesen werden. Für die restsüßen Weine, und Kabinett im Speziellen, war 2024 ein atemberaubendes Jahr. Die Goldkapsel ist aus den ältesten Reben des Felsenecks. Es gibt auch eine normale Spätlese. Die Parzelle für die Spätlese und die Spätlese Goldkapsel sind 65 Grad steil. Der Unterschied ist eben, dass in der GK nur die alten Reben sind, alle über 50 Jahre alt. Die Reben wurzeln tiefer und das führt dazu, dass die Intensität dieser Spätlese so dramatisch höher ist. Durch die spätere Lese hat die Spätlese eine viel feinere Phenolik als das Kabinett, man spürt die etwas höhere Reife. Es ist auch in der Goldkapsel nicht mehr Botrytis, der Unterschied ist das Rebalter und die größere Feinheit. Die Spätlese aus dem Felseneck ist in 2024 so unendlich filigran, das war beim Kabinett auch schon so. Schwebend, die salzig-steinig-blütigen Aromen gleiten quasi schwerelos über die Zunge. Ich kann mich nicht erinnern bei Fröhlich mal so zarte restsüße Weine probiert zu haben.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
97
/100

Suckling zu 2023 über: Riesling Felseneck Spätlese Goldkapsel

-- Suckling zu 2023: Riesling Spatlese sounds like a teddy bear kind of wine, but this is exactly the opposite of that in spite of its fabulous white peach and pink rose aromas. So pure and precise, with an electric freshness and Gothic filigree on the extremely cool, strident, barely medium-bodied palate. Almost endless, linear finish that’s barely off-dry. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold.

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.