Lobenberg: Dieser Mavrotragano kommt aus einer total außergewöhnlichen, 13 Hektar großen Weinbergslage auf der Insel Tinos. Hier sieht es aus wie auf dem Mond! Auf 370 Höhenmetern türmen sich Granitbrocken zwischen den Reben, der Boden ist extrem karg. Die Rotweintrauben des Weinguts kommen aus den Parzellen unterhalb der noch marginaleren Weißweinlagen. Das Klima fordert den Reben hier alles ab. Extrem windig und im Sommer natürlich heiß und trocken. Dennoch wird hier kompromisslos Bioanbau betrieben und sogar nach biologisch dynamischen Vorsätzen gearbeitet. Die Trauben werden sorgfältig von Hand in kleine, 20 Kg fassende Behälter gelesen. Ganztraubengärung mit wilden Hefen, zum Teil sind die Trauben nicht entrappt und gehen mitsamt ihrer Stiele in die großen Gärtanks aus Eiche. Anschließend reift der Mavrotragano ein Jahr lang in 500 Liter fassenden Eichenfässern, 20 Prozent davon sind neu. Der Wein steht mit einem mittlereren Violett im Glas, die Farbe ist der eines argentinischen Malbec nicht unähnlich. Auch an der Nase finde ich Ähnlichkeiten mit den besten Weinen aus Argentinien. Tiefdunkle Pflaumen, Maulbeeren, Brombeeren und Hibiskus. Dicht und zugleich mit einer verspielten Würze und Vielschichtigkeit ausgestattet kommen Veilchen, Lavendel und ätherische Kräuter hinterher. Rosmarin, Thymian und eine zart rauchige Mineralität. Auch etwas erloschener Karmin und geschmolzenes Kerzenwachs. Der erste Schluck und Bam!!! In Ultra-Hochgeschwindigkeit wurde ich an die nördliche Rhône gebeamt! Krass! Das ist nicht rustikal wie ein Cornas, sondern eher grandios und geschmeidig dicht wie ein Hermitage. Die vielen Tannine haben eine pudrige, leicht griffige Konsistenz und breiten sich burschikos auf der Zunge aus. Schwarzkirschen, wilde Pflaumen, Kräuter, zerschlagener Granit- und Kalkstein. Die karge, beinahe staubige Granit-Mineralik bleibt auch am Ende im Mund mit einem fein abgestimmten Würz-Salz. Übrigens habe ich den Wein über zwei Tage hinweg immer wieder probiert, und am Abend des zweiten Tages war er auf seinem Höhepunkt angelangt. Ich empfehle es unbedingt, ihn zu dekantieren oder frühzeitig aufzumachen. Das ist schon eine geniale Überraschung aus Griechenland, aus einer Rebsorte, von der man ohne Zweifel durch das Weingut T-OINOS noch viel hören wird. Leider gibt es nur wenige Kisten für Deutschland.