Lobenberg: Latricieres Chambertin liegt in einer leichten Senke, die fast permanent von kühlenden Winden durchzogen wird. Das sorgt für einen Gegenpol zu dem sehr hellen, steinigen Boden, der sich schnell erwärmt und diese Wärme auch abstrahlt. Latricieres vereint dieses grandiose Spiel aus warmen, reifen und kühleren, spannungsgeladenen Elementen in sich. Eine magische Lage, die gerne mal unterschätzt wird, obwohl sie so spannende Weine hervorbringen kann. Das ist wohl Schicksal, wenn man der südliche Ausläufer des berühmten Le Chambertin Grand Cru ist. Seit 1996 ist Trapet Bio-Vorreiter, seit 2009 auch komplett biodynamisch zertifiziert. Im offenen Holzcuve vergoren und dann zur Malo ins Barrique überführt. Wir haben hier im Latricieres eine viel dunklere Frucht, auch deutlich mehr Beerenfrucht als bei den 1ers Crus, alles weist auf höhere Reife und höhere Intensität hin. Der Latricières ist etwas kühler als der Chambertin, das ist in den letzten Jahren meist ein Vorteil, weil er etwas besser mit diesen superheißen Jahren klarkommt als der Chambertin und andere heiße Terroirs. Meistens ist mir der Latricières lieber gewesen zuletzt, so ist es auch 2022 wieder. Man muss aber ebenso zugeben, dass der Latricières im Gegenzug niemals diese hedonistische Wucht erreicht, die der Chambertin ausstrahlt. Die Tiefe dieses Weines ist dennoch berauschend, wahnsinnig intensiv und doch so schwerelos. Eine unglaublich konzentrierte Kirsche, rote Pflaume, blühender Thymian und Piment. Die Nase ist etwas verschlossener und leiser, feiner und delikater als bei Chapelle- und Chambertin. Natürlich spürt man die Kraft, die in diesem Wein steckt am Gaumen, aber das kommt hier alles auf so einem eleganten, getragenen und feingliedrigen Gerüst daher, dass es die reinste Freude ist. Hier kommt nichts über schiere Kraft oder Üppigkeit, alles bleibt fein und beschwingt. Total poliert und schwerelos dahingleitend und trotzdem für ein langes Leben gebaut, auch weil Trapets Grands Crus mit dem Alter nochmal ganz dramatisch an gefühlter Dichte und Kraft zulegen können, was man nicht unterschätzen sollte ob ihrer jugendlichen Delikatesse. Eine fast unglaubliche Finesse für so ein heißes Jahr.