Lobenberg: Der Quartz ist für mich immer der genialste Châteauneuf von Clos du Caillou. Natürlich biodynamisch wie alles hier. Die Majorität liegt ganz klar auf Grenache. Nur ein ganz kleiner Anteil Syrah geht in diese Cuvée. Der finale Blend besteht aus Grenache mit einem kleinen Anteil Syrah. Die Besonderheit an diesem Quartz ist, dass er immer mit dem Châteauneuf Reserve um die Krone bei Caillou streitet. Er enthält Syrah, die Reserve enthält Mourvèdre. Er liegt sehr nah bei Pignan, also auch unweit Rayas. Und diese extreme Eleganz strahlt der Wein immer aus. Reifung in Demi-muids, also 600 Liter Fässern. Les Quartz hat, direkt nach dem Les Safres probiert, zusätzlich zu Himbeere diese Syrah-Komponente, also auch ein bisschen blaue Frucht. Blaubeere auf Himbeere. Trotzdem bleibt es ultrafein. Aber er hat auch ein bisschen mehr helle Lakritze. Er hat mehr Säurefrische als Les Safres, der etwas mediterraner und reicher daherkommt. Eine feine Schokonote dahinter, eher weiße Schokolade und dazu feine Veilchen. Aber alles schwebend. Etwas blauer Flieder, sehr schick! Im Mund toller mineralischer Grip, aber keine Power, keine Rauheit, keinerlei Rustikalität, einfach nur ultrafein bleibend, fast schwebend. Auch hier wieder eine Dominanz von roter Frucht: Himbeere, Erdbeere, süße rote Kirsche, dahinter eine salzige, an Kreide und Kalkstein erinnernde Mineralität. Aber auch das eher seidig und samtig in dem ganzen Schub. Der Wein hat Tannin, aber das ist ultrafein. 2022 ist groß wie 2007 und 2009, mit diesem Hedonismus und der dichten Frucht, aber es ist noch frischer und fokussierter als die beiden. Der Regenfall Mitte August hat den Jahrgang vor Opulenz und Härte bewahrt. So ist es einfach ein grandioser Blockbuster in Eleganz und Harmonie, alles passt. Die Frische ist sooo vital und energetisch, dass sich dieser Châteauneuf trotz seiner Power so unglaublich gut trinkt. Eine Freude! 97-99/100
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!