Lobenberg: Honig, Birne, Quitte und weiße und gelbe Melone in der Nase. Sehr duftig, sehr fein, ätherisch und spielerisch. Gelbe Blüten, Sanddorn und Orangenzesten. Das ist schicker Stoff in der Nase! Im Mund entsteht Verblüffung bei mir: Der Wein ist so unglaublich fein und blumig, überhaupt nicht schwer – kein Holz, kein Powerteil. Trotzdem ist er so hochintensiv. Wie kann das zusammenpassen? Eine cremige Intensität von Kumquat, Orangenzesten, Quitte, weißer Schokolade, weißer Johannisbeere, süßem Sanddorn und süßen Blüten. Ein Wein, der Kraft und Druck hat und trotzdem fein, filigran und beschwingt ist. Konzentrierte Finesse. Was für eine Freude! 94-95/100 *** Der weiße Châteauneuf Cuvée Réservée kommt von ungefähr einem Hektar Rebfläche. Sandig, lehmige Böden mit teilweise Kieselauflagen. 60% Clairette, 30% Grenache Blanc, ein kleiner Anteil Bourboulenc sowie Roussanne. Der Weingarten wird seit nunmehr 2 Jahren vom österreichischen Winemaker Andreas Lenzenwöger komplett biodynamisch bearbeitet. Dieser Wein wird als Ganztraube abgepresst, zügig innerhalb einer Stunde. Also keine Maischestandzeiten. Dann spontan vergoren im Stahl, er bleibt danach auch im Stahltank. Wird bis April auf der Vollhefe belassen, um ein bisschen mehr Fülle zu bekommen. Das Geheimnis dieses Weines, der sich in den letzten Jahren so dramatisch verbessert hat, ist aber die Weinbergsarbeit. Kurz geschnittene Triebe, aber dennoch insgesamt viel Laubwand und dadurch eine hohe Beschattung der Trauben.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!