Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2022

Horst Sauer: Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2050
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–98+/100
Gerstl: 19+/20
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2022

95–97
/100

Lobenberg: Wie das meiste bei Sauer wird auch das GG im Edelstahl vergoren und ausgebaut, bleibt lange auf der Hefe liegen, wird teilweise auch ab und zu aufgerührt, um mehr reduktive Spannkraft reinzubringen. Die GGs kommen aus dem steilsten Teil des Hangs am Lump, direkt um die Vogelsburg herum. Alte Reben, teils in den 1970er Jahren gepflanzt. Etwas wärmer als sonst spontan vergoren, dadurch ist er quasi komplett durchgegoren. Sehr intensive Nase, expressiv, fast explosiv in seiner Aromatik. Sehr viel gelbe Frucht, Maracuja und Passionsfrucht zeigen sich in Nuancen, etwas Mandarine, Meersalz. Seinen krachenden Auftritt setzt der Wein auch im Mund fort, läuft auf heller Zitrusfrucht, Kalksteinunterlegung, sehr salzig-pikant. Toller Geradeauslauf, das können die Sauers. Rieslinge, die so knackig-frisch durchziehen, keinerlei Süße, einfach nur mineralisch-druckvoller Riesling mit feiner Steinunterlegung. Super Trinkfluss, weil er so saftig ist. 2022 ist wirklich das Jahr der fast schlotzigen Frucht. Der Stoff hat schon einen ziemlich guten Punch, aber keinen Deut zu viel. Ein Trink-GG, das auch früh schon Freude bereitet, obwohl es auch viel Struktur hat, was gibt es besseres?! 95-97/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–98+
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Horst Sauers 2022er Am Lumpen fasziniert mit dem saftig entspannten Mundeintritt. Was für ein leckerer Saft! Das macht richtig Freude, milde Limette mit Orangenzesten, viel weiße Blüten und Kernobst, ein unanstrengender Trinkfluss wie ein Chenin Blanc. Riesling archetypisch für das milde und doch so leckere Jahr 2022. Das Zech-Jahr schlechthin! 97-98+/100

19+
/20

Gerstl über: Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs

-- Gerstl: Eine besondere Würzigkeit zeichnet diesen Riesling aus, dadurch wirkt die Frucht sehr zart und zeigt sich im Moment eher im Hintergrund. Mit der Reifung wird sich dies wieder ändern und an Komplexität gewinnen. Mir gefällt die tiefgründige, kühle Kräuteraromatik, die dem Wein viel Strahlkraft verleiht. Daneben haben wir hier auch viel zitrische Aromatik und einen Hauch von Grüntee. Am Gaumen kommt die Kraft dieses Weines gleich im Auftakt sofort zur Geltung. Ein delikates Zusammenspiel zwischen Struktur und Frucht lässt den Wein nur so dahinschweben. Der kristalline Charakter dieses herrlichen Rieslings kommt mit dem langanhaltenden mineralischen Finale nochmals eindrucksvoll zur Geltung. 19+/20

Mein Winzer

Horst Sauer

Horst Sauer und seine Tochter Sandra bearbeiten zusammen über 18 Hektar der besten Weinberge Frankens. Als Horst Sauer den Betrieb, der bereits vom Urgroßvater gegründet wurde, vom Vater übernahm, waren es gerade 2,5 Hektar ohne Selbstvermarktung.

Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2022