Lobenberg: Die Ried Edelschuh ist eine der absoluten Top-Lagen von Wohlmuth. Teils über 500 Meter hoch, geprägt von blau-schwarzem Schiefer. Extrem steil mit einem Gefälle von bis zu 90%. Selektive Handlese, nur vollreifes aber 100%ig gesundes Lesegut ohne Botrytis kommt hier rein. Nach etwas Maischestandzeit wird abgepresst, anschließend in über zehn Jahre alten, 600 Liter-Fässern vergoren und für zwei Jahre auf der Hefe ausgebaut. Die Lage ist wärmer als die Ried Dr. Wunsch und das merkt man auch schon in der Nase, denn hier haben wir quasi die konzentriertere, dichtere Turbo-Version des »Doktors«. Reifes Steinobst, Marille und Nektarine, Orangenabrieb im Hintergrund. Im 2022er haben wir dann vor allem noch zarte Kräuter, etwas Waldmeister mit dabei. Gestützt von dunkler, etwas an Graphit erinnernde Mineralität und von dezenter Holzwürze umrahmt. Das passt hier alles wunderbar zusammen und ergibt schon in der Nase einen kraftvollen Riesling mit Tiefe und Struktur, aber ohne Schwere. Am Gaumen geht es genau so weiter: Hier haben wir wieder fleischiges Steinobst neben saftiger, zitrsicher Säure. Alles spannt auf der Zunge, der Bogen zwischen Saftigkeit und mineralischer Tiefe ist beeindruckend. Diese Kombination erinnert ein bisschen an die Rieslinge aus Forst, obwohl die beiden Terroirs eigentlich so gar nichts miteinander zutun haben. Beeindruckende Länge, immer wieder läuft die dichte Mineralität fast ölig an den Zungenrändern entlang, der leichte Tanninbiss sorgt für eine zusätzliche Dimension. Sehr spannend und komplex, ich finde das wirklich großartig! 97+/100