Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs 2022

Wittmann: Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs 2022

GC Club

BIO

VDP

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2049
Verpackt in: 3er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 97–98+/100
Suckling: 98/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–99/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs 2022

97–98+
/100

Lobenberg: Kirchspiel steht auf Tonmergel über Kalksteinfelsen, sehr wenig Erdauflage, karg. Überhaupt sind Phillip Wittmanns Böden Kalksteinböden. Mal mit Ton, mal mit anderen Auflagen. Das Kirchspiel steht an einem ostwärts ausgerichteten Hang, bekommt also nicht die warme Abendsonne bis in die Nacht hinein. Es ist kühler. Und das Kirchspiel hat, das ist charakteristisch, egal ob es hier ist oder bei anderen Erzeugern, immer viel mehr weiße Frucht, keine so drückende gelbe Frucht. Und es hat mehr Würze, geht mehr zum Stein und zum Salz, zur Pfeffrigkeit. Es ist nicht das ultimativ leckerste und voluminöseste GG Rheinhessens, es ist eines der feinsinnigsten und subtilsten. Ein bisschen schließt es an den Gundersheimer Ortswein aus dem Höllenbrand an, weil es ähnlich elegant und ziseliert kommt. Die Terroirunterschiede sind in 2022 unglaublich offensichtlich, wir sind hier so sehr in der hellen, kalkigen Würze und bei feiner, kühler und geschliffener Kräuterigkeit. Nur ganz feine Anklänge von Zitronenabrieb, nassem Stein und Muschelschalen. Keinerlei Exotik. Der Mund setzt genau da an, denn ist es zu meinem riesigen Erstaunen sehr kühl. Gar keine Hitze, keinerlei Härte, Philipp hat einen Top-Job gemacht die Phenole zu bändigen. Der Wein hat schon diese irre kreidige Struktur, diesen kompromisslosen Schub aus den Gerbstoffen, aber sie sind fein geschliffen und werden von der Saftigkeit des Weines wunderbar mitgenommen. Das Kirchspiel hat einen köstlichen Fluss, läuft und läuft, man will es kaum ausspucken, weil es so eine elegante Gourmandise hat. Natürlich kein Fruchtbomber, sondern das genaue Gegenteil, aber wer kühlen Kalksteinriesling mag, der muss diese Schönheit und perfekte Balance dieses Kirchspiels einfach lieben. Einfach ein schöner Wein. 97-98+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

98
/100

Suckling über: Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs

-- Suckling: Mind-blowing spiciness hits you when your nose enters the glass. Enormous flinty energy is married to a compact and super-chalky structure on the electrifying palate. Super-long and focused finish that doesn’t want to stop. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drinkable now, but best from 2024. 98/100

97–99
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Große Nase nach weißen Blüten und weißer Frucht. Kalkstein, Kreide. Im Mund Power und Kalkstein und weiße Frucht und charmanter Druck. Alles zugleich. Sylvaner mit Chenin Blanc gekreuzt, Orangenzesten reingeworfen. Passt! Lecker! Wunderschön. 97-99/100

Mein Winzer

Wittmann

Das Weingut Wittmann existiert seit vielen Generationen. Inzwischen führt Philipp Wittmann das Weingut in langer Familientradition. Die Eltern, Elisabeth und Günter, sind schon noch tatkräftig dabei, aber sie erkannten sehr früh das unbändige Qualitätsstreben und die Führungsqualität des Sohnes, und...

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